Präzision von Anfang an
Interview mit Burkhard Verhülsdonk, Erfinder des Schleppschlauchs
Mit der Erfindung der Schleppschlauchtechnik im Jahr 1980 durch Vogelsang war es erstmals möglich, den Wertstoff Gülle, also wertvolle Nährstoffe, wirtschaftlich zu nutzen und umweltschonend auszubringen. Präzision in der Verteilung und Ausbringung spielte dabei eine zentrale Rolle. Darüber sprachen wir mit dem Erfinder der Schleppschlauchtechnik selbst, Burkhard Verhülsdonk.
Think Red!: Herr Verhülsdonk, weshalb war es damals Zeit für eine neue Ausbringtechnik?
Burkhard Verhülsdonk: Bis in die 1980er Jahr wurde Gülle sowohl mit Vakuum-Tankwagen als auch mit Pumptankwagen üblicherweise mit dem Prallteller ausgebracht. Das war einfach und günstig. Äußere Faktoren, wie beispielsweise Wind, beeinflussten die Zuverlässigkeit dieser Ausbringtechnik jedoch enorm. Durch Seitenwind etwa verringerte sich die Verteilgenauigkeit. Außerdem wurden bei Pflanzenbewuchs die Blätter der Pflanzen durch die Gülle verätzt. Ich erinnere mich gern an den Spruch von Dr. Hoffmann (Landwirtschaftskammer Oldenburg): „Wir müssen der Pflanze die Nährstoffe ins Maul geben.“ Das Maul der Pflanze ist natürlich die Wurzel. Daher suchten die Landwirtschaftskammern nach besseren Verfahren. Die Idee der Schleppschlauchtechnik war geboren.
Welche Rolle spielte das Thema Präzision bei der Entwicklung der neuen Ausbringtechnik?
Präzision und das exakte Zusammenspiel der einzelnen Komponenten waren ein maßgeblicher Faktor bei der Entwicklung der bodennahen Ausbringtechnik. Aus diesem Grundgedanken heraus haben wir mit dem DosiMat einen Exaktverteiler entwickelt, der die Gülle gleichmäßig auf die angeschlossenen Schläuche verteilt. Das eingebaute Schneidwerk wurde auch mit Faserstoffen fertig, so dass Verstopfungen selten waren. Immerhin konnte man damals Gülle bis zu einer Arbeitsbreite von 12 Metern exakt verteilen. In regelmäßigen Messungen wurde die unübertroffene Gleichmäßigkeit in der Breitverteilung gemessen. Konkurrenzprodukte, beispielsweise Verteilerbalken mit mehreren Düsenverteilern, kamen nicht an unsere Genauigkeit heran.
„ Präzision und das exakte Zusammenspiel der einzelnen Komponenten waren ein maßgeblicher Faktor bei der Entwicklung der bodennahen Ausbringtechnik.“
Burkhard Verhülsdonk, Erfinder des Schleppschlauchs
Im Laufe der Zeit haben sich die Anforderungen an die Gülleausbringtechnik verschärft, auch aufgrund der Umweltbelastung. Wie hat das die weitere Entwicklung der Schleppschlauchtechnik beeinflusst?
Bei der Weiterentwicklung der Techniken ist Präzision bedeutender denn je – aus ökologischer wie auch aus ökonomischer Sicht. Dank innovativer Techniken wie der Exaktverteiler der ExaCut-Serie wird die Gülle heute auf 36 Metern Arbeitsbreite genauso präzise und gleichmäßig verteilt wie vor 40 Jahren auf 12 Metern. Ein zentrales Schlagwort ist hier auch die bedarfsgerechte Düngung. Kennt der Landwirt den Nährstoffgehalt der Gülle im jeweils zu entleerenden Fass und den Bedarf der jeweils zu düngenden Fläche (abhängig vom Nährstoffbedarf der Pflanzen und von der Bodenbeschaffenheit), ist mit den heutigen Systemen der Wertstoff Gülle als Naturdünger wie Mineraldünger einsetzbar.
Vielen Dank für das Gespräch!