360° | Das Vogelsang Magazin vogelsang.info Ausgabe 10 | 2023 DAS DURCHSTARTEN IN DIE ZUKUNFT NACHWUCHS BEI VOGELSANG Unsere Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel > Seite 36 WE DID IT AGAIN Vogelsang erfindet die Exzenterschnecken- pumpe neu > Seite 24 SUMM, SUMM, SUPER 250.000 Vogelsang- Bienen unterwegs > Seite 42

VORWORT iebe Leserinnen und Leser, L das Editorial, das Sie in diesem Moment lesen, ist die zigste Fassung. Ich kann mich nicht daran erin- nern, ein Vorwort während des Entstehungsprozesses unseres Unternehmensmagazins so oft geändert und bearbeitet zu haben. Warum? Weil wir uns in einer dynamischen Situation befinden, die es uns erschwert, Prognosen zu treffen – politisch, wirtschaftlich und in vielerlei Hinsicht auch unser eigenes Unterneh- men betreffend. Auch wenn sich die Situation am Beschaffungsmarkt und in der Lieferkettenproblema- tik leicht entschärft hat, können wir keine Entwarnung geben und uns entspannt zurücklehnen. Die weitere Entwicklung bleibt, wie für die gesamte Wirtschaft, ungewiss. Das ist eine große Herausforderung, die wir ernst nehmen. Wichtig ist also, dafür zu sorgen, dass unsere Produkte weiter verbessert werden und zuverlässig zu ihren Einsatzorten kommen. Das stellen wir mit einer hohen Fertigungstiefe an unseren deutschen Stand- orten und einem Netzwerk an Lieferanten sicher, das wir stetig erweitern. Dennoch spüren auch wir und unsere Lieferanten nach wie vor die Störungen auf den Beschaffungsmärkten und in den Lieferketten. Diese Problematik wird uns auch weiterhin begleiten. Darauf stellen wir uns bestmöglich ein. Es ist für uns ein herausfordernder, aber auch spannender Weg, auf den wir Sie, unsere Kunden und Partner, und Euch, unsere Belegschaften in unseren 30 Tochtergesellschaften weltweit, im weiteren Jahres- verlauf mitnehmen. Ihnen allen eine informative Lektüre! Herzlichst Ihr Harald Vogelsang Für unsere Stakeholder werden wir dies im Blick behalten. Darauf zielt auch der neue Name des Hefts ab, das Sie heute in der Hand halten: 360°. Für uns steht dies für den Rundumblick, den wir Ihnen mit unserem Unternehmensmagazin geben wollen: nicht nur über alle Vogelsang-Segmente, sondern auch über unser Unternehmen und unse- re Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Doch erst ein weiterer entscheidender Faktor schließt den Kreis: die Wünsche und Bedürfnisse unserer Kunden. In dieser Community können wir wachsen und positiv in die Zukunft blicken. Zu einer optimistischen Haltung haben wir allen Grund. Denn wir liefern mit unseren Produkten die Grundlage, damit viele Bereiche des Lebens und der Arbeit einwandfrei funktionieren: So sorgen bei- spielsweise Vogelsang-Zerkleinerer und -Pumpen an vielen Orten dafür, dass Abwasserkanäle frei bleiben und Frischwasser zuverlässig ankommt. Auch die Erzeugung von Biogas – heute mehr denn je mit der entsprechenden Aufbereitung eine der Alternativen zu fossilen Energielieferanten – kann mit unserer fortschrittlichen Einbringtechnik bewältigt werden. Zudem arbeiten wir fortlaufend an Innovationen, um die Gülleapplikation in der Landwirtschaft noch effizienter und nachhaltiger zu machen. Unsere Partner und Kunden profitieren: durch zuverlässige Technologien und wirtschaftlichen Erfolg. 360° | 03

36 Titelstory: Nachwuchs Vogelsang bildet die Generation von morgen aus 48 Hilfe für die Türkei Vogelsang stellt Container für Erdbebenopfer in der Provinz Hatay auf 360° | 05 Unternehmen 32 IM FOKUS: STEUERUNGSTECHNIK Optimale Leistung, langes Leben: darum setzen auch japanische Unternehmen auf Vogelsang 34 STIMMEN FÜR VOGELSANG Lohnunternehmer Alexander Hackstedt aus Hölting- hausen ist zufrieden mit Technik von Vogelsang 42 NACHHALTIGKEIT: SUMM, SUMM, SUPER 250.000 Bienen summen für Vogelsang 44 AUSBLICK: VON HEISSEN EISEN UND SPRUDELNDEN IDEEN Wie Vogelsang den Krisen trotzt – ein Interview mit der Geschäftsleitung 48 AROUND THE WORLD: UNSERE CONTAINER GEBEN HOFFNUNG Vogelsang hilft Erdbebenopfern in der Türkei 50 AROUND THE WORLD: DENMARK Die älteste Vogelsang-Niederlassung ist auf Wachstumskurs Standards 03 Editorial 04 51 Inhalt Impressum

MESSERÜCKBLICK InnoTrans – internationale Fachmesse für Verkehrstechnik 20. bis 23. September 2022 in Berlin Kompakte Systeme für die hygienische Abwasserentsorgung und Trinkwasser- versorgung von Zügen standen auf der InnoTrans im Mittelpunkt. Highlights am Stand waren die TUnit, die dazugehörige Fundamentkonsole sowie der kompakte Medienschrank CleanUnit und die BioUnit. Interessierte konnten sich zudem über das weitere Vogelsang-Produktportfolio für die Bahn- und Verkehrstechnik informieren. 360° | 07

EnergyDecentral – Leitmesse für dezentrale Energieversorgung 15. bis 18. November 2022 in Hannover Auch auf der EnergyDecentral, der Leitmesse für dezen- trale Energien auf der EuroTier, war Vogelsang anzutref- fen. Der Fokus am gut besuchten Vogelsang-Messestand lag auf energieeffizienten Systemen und Komponenten, die den Betrieb bestehender Biogasanlagen optimieren und zu einer höheren Gasausbeute beitragen. Pünktlich zur Messe hat Vogelsang die HiCone Exzenterschnecken- pumpe auf den Markt gebracht. Die konische Form in Verbindung mit einem innovativen Einstellsystem spart Energie und verlängert die Lebensdauer deutlich. Zudem präsentierte Vogelsang dem deutschen Fachpub- likum erstmals die Debris Lift Unit (DLU) zum Anfassen. Kombiniert mit dem Debris Removal System (DRS) stehen beide Maschinen für ein vollautomatisches Aus- schleusen und Entsorgen von abgeschiedenem Schwer- gut in einen bereitstehenden Container. Während der XSplit auf der EuroTier als komplette Systemlösung zu sehen war, konnten die Besucher am Biogasstand auf der EnergyDecentral die Technik des Pressschneckensepara- tors genau unter die Lupe nehmen. Auch das Flüssig- fütterungssystem PreMix stieß auf großes Interesse bei den Besuchern. Darüber hinaus gab es hohen Bera- tungsbedarf rund um die Aufbereitung strukturreicher Biomasse mittels mechanischer Desintegration. MESSERÜCKBLICK 360° | 09

NEU IM NETZ Der Vogelsang Blog Was haben eine „klebrige Angelegenheit“ oder der „Komfort auf dem Camping- platz“ mit Vogelsang zu tun? Über diese und viele weitere Themen schreiben wir auf unserem neuen Vogelsang Blog. Brancheneinblicke und Unternehmens-Insights Anschaulich und unterhaltsam berich- ten wir aus unserem Arbeitsalltag und geben Einblicke ins Unternehmen selbst sowie in die Segmente, in denen wir tätig sind: Abwasser, Agrartechnik, Biogas, Industrie und Verkehrstechnik. Unser Ziel ist es, anhand von Praxisbeispielen, Brancheninformationen und Tipps den Lesern einen informativen Mehrwert zu bieten. Daher nehmen wir auch Artikel aus verschiedensten Ausgaben der „360°“ (ehemals „THINK RED!“) mit auf, die nach wie vor aktuelle Relevanz haben. Mehr Sichtbarkeit im Netz In erster Linie bloggen wir natürlich für unsere Leser. Darüber hinaus übernimmt der Vogelsang Blog für uns eine weitere wichtige Funktion: Er trägt dazu bei, die Sichtbar- keit von Vogelsang im Netz und die Auffindbarkeit in Such- maschinen zu erhöhen. Das errei- chen wir durch Faktoren wie die regelmäßige Aktualisierung des Blog- Contents, passende Keywords und such- maschinenfreundlich formulierte Texte. Wer in Suchmaschinen wie Google be- stimmte Begriffe eingibt, wird auch mal auf einen informativen Beitrag unseres Vogelsang Blogs stoßen. Neugierig geworden? Hier geht’s zum Blog: blog.vogelsang.info oder QR-Code scannen. FRISCH Die Vogelsang-Güllebroschüre AUF- GELEGT Details. Landwirte und Lohnunterneh- men finden so auf Anhieb alles Wissens- werte zum gesuchten Produkt. Kompaktes Agrartechnik-Wissen liefert die neue Broschüre „Umweltfreundli- ches Güllemanagement“ von Vogelsang. Auf rund 40 Seiten geben wir einen Ein- blick in die große Gülletechnik-Welt und unsere Produkte. Die Leser erhalten Informationen zu den einzelnen Ma- schinen und Komponenten, zu den Vor- teilen im Praxiseinsatz und technischen Übersichtlich informiert rund um Gülletechnik Von Ausbringtechniken wie Schlepp- schlauch- und Schleppschuhgestängen sowie Strip-Till-Systemen über Ansäue- rungs- und Verteilsysteme bis hin zu Pump- und Zerkleinerungstechniken widmen wir jedem Produkt mindestens eine Seite mit Daten und Fakten. Mit dem Pressschneckenseparator XSplit ist auch die Biogas-/Agrar-Produktneuheit aus dem letzten Jahr enthalten. Die Broschüre ist in verschiedenen Spra- chen verfügbar. Interessierte können sich die Agrarbroschüre über den QR-Code herunterladen. Wir wünschen viel Vergnügen beim Lesen! Hier geht’s zum Download: 360° | 11

DIE WELT ZU GAST Internationales Sales Meeting in Essen (Oldenburg) 3 Tage, 12 Workshops, 130 Teilnehmer, davon über 90 aus dem Ausland: Der Vogelsang-Hauptsitz in Essen (Oldenburg) war Dreh- und Angelpunkt für das alljährlich stattfindende internationale Sales Meeting. Erstmals seit drei Jahren trafen sich Sales- und Marketing-Teams der internationalen Vogelsang- Niederlassungen sowie Händler zum fachlichen und persönlichen Austausch wieder vor Ort. In Workshops lernten die Teilnehmer neue Produkte, Techniken und Services kennen und ließen sich von ihren Kolle- gen zu den jeweiligen technischen Raffi- nessen schulen. „Unser Vertrieb soll rund um den Globus in der Lage sein, das richtige Vogelsang-Produkt für die individuellen Kundenanforderungen aus- zuwählen. Mit regelmäßigen Trainings stellen wir weltweit eine einheitliche, qualitativ hochwertige Beratung zu unse- ren einzelnen Maschinen und Komponen- ten sicher“, sagt Geschäftsführer Harald Vogelsang. Auf „Kennenlernreise“ zum Kunden zu genau Dazu gehört auch, den Kunden und seine Anforderungen kennen. Welche Herausforderungen muss er in seiner Branche meistern? Worauf legt er bei einer Maschine Wert? Mit welcher Schlüsselbotschaft kann der Vertrieb ihn erreichen? Um Kunden gezielt und bedarfsgerecht anzusprechen, erarbeite- Very international: 130 Teilnehmer aus aller Welt besuchten unser Sales-Meeting. ten die Teilnehmer verschiedene Kunden- Personas und Customer Journeys, planten Produktkampagnen und Verkaufsaktionen. Und wie lautet das Fazit aus drei Tagen gebündelter Sales-Kompetenz? „Jede unserer Niederlassungen weltweit agiert in unterschiedlichen wirtschaft- lichen und politischen Rahmenbedin- gungen. Das hat auch Einfluss auf die Anforderungen unserer Kunden und somit auf unsere Vertriebsansätze“, ant- wortet Harald Vogelsang. Und weiter: „Trotz dieser unterschiedlichen Gegeben- heiten ist es schön zu sehen, wie wir alle an einem Strang ziehen und die Marke Vogelsang in die Welt hinaustragen.“ 360° | 13

VERSCHLAUCHUNG SCHONT DEN BODEN DAS UNISPREAD-UNIVERSALGESTÄNGE Das kompakte Universalgestänge UniSpread hat sich in den vergan- genen Jahren international durch- gesetzt und erfreut sich unter anderem als Nachrüstlösung großer Beliebtheit. Jetzt gibt es den flexib- len Alleskönner auch als Verschlau- chungsvariante. Ob Grünland, Acker oder wach- sender Bestand – das UniSpread von Vogelsang lässt sich flexi- bel als Schleppschlauch- und Schleppschuhgestänge einset- zen. Für Felder, die mit Hecken und Buschwerk umrandet sind, unebenes Gelände oder kleine Fasswagen eignet sich das kompakte und wendige Univer- salgestänge besonders gut. Geringere Bodenverdichtung durch Verschlauchungsoption Bei der Verschlauchungsvariante ist kein Güllefass erforderlich, da die Gülle vom Feldrand über einen Zubringschlauch direkt in die Verteiler des Gestänges geför- dert wird. Der Traktor trägt das UniSpread damit als klassisches Anbaugerät und schleppt gleichzeitig den Schlauch über das Feld. Der Vorteil: Durch den Weg- fall des Güllefasses reduziert sich das Gesamtgewicht des Gespanns. Das führt zu einer geringeren Bodenverdichtung. Die Verschlauchungsvariante wurde erst- mals auf der EuroTier 2022 vorgestellt und ist in Arbeitsbreiten von 6 bis 10,5 Metern erhältlich. PRODUKTNEUHEITEN „Mit dem UniSpread als Verschlau- chungssystem bieten wir unseren Kunden neben den Ausstattungsmöglichkeiten als Schleppschlauch- und Schleppschuh- gestänge eine weitere Option und ergän- zen so unser Portfolio für die bedarfs- gerechte Gülleausbringung“, sagt Harald Vogelsang. Hohe Verteilgenauigkeit lässt sich Das UniSpread-Gestänge mit Exaktverteilern der ExaCut-Reihe ausrüsten, die die Gülle gleichmäßig verteilen und einen Variationskoeffi- zienten von weniger als fünf Prozent aufweisen. Die Exaktverteiler zeichnen sich durch eine hohe Verteil- genauigkeit aus und sind mit einem Schwergut- abscheider ausgestattet. Dieser entfernt Fremd- körper wie Steine oder Metallteile problemlos und verhindert so ein Verstopfen der Ablauf- schläuche und Beschädigungen am Ausbringsystem. 360° | 15

PRODUKTNEUHEITEN VOGELSANG SETZT NEUE STANDARDS Erfahren Sie mehr DIE HICONE®- EXZENTER- SCHNECKENPUMPE Verringerter Energiebedarf und minimale Lebenszykluskosten durch hohe Standzeit. Dafür steht die HiCone-Exzenterschne- ckenpumpe, die Vogelsang zur EnergyDecentral 2022 auf den Markt gebracht hat. Die HiCone verfügt über eine einzigartige konische Form von Rotor und Stator und ein cleveres Einstell- system. Optimale Einstellung für maximale Effizienz Bei herkömmlichen Exzenterschnecken- pumpen kommt es oft zu einem plötz- lichen, drastischen Abfall der Förderleis- tung, wenn sich aufgrund von Verschleiß im laufenden Betrieb ein Spalt zwischen Rotor und Stator bildet. Die HiCone löst dieses Problem, indem der Rotor axial nachgestellt werden kann und die koni- sche Form für eine Reglementierung des Spalts sorgt. Dadurch steigt die Förder- leistung wieder auf 100 Prozent. innovativem Darüber hinaus können Rotor und Stator mittels Einstellsystem optimal zueinander positioniert werden – angepasst an Betriebsparameter wie Druck, Temperatur und Viskosität. Dadurch ergibt sich eine geringe Leistungsaufnahme. Der Strombe- darf sinkt. Ebenfalls stromsparend ist die Anfahrauto- matik der HiCone. Da es zwi- schen Rotor und Stator nur eine minimale Klemmung gibt, ist für das Anlau- fen der Pumpe ein kleinerer Motor als bei herkömmlichen Exzenterschnecken- konzipiert pumpen nötig. Vogelsang bietet mit der neuen HiCone unter anderem Biogasanlagenbetreibern eine effiziente Technik, mit der es ge- lingt, den Preis für die Energieproduk- tion und Bereitstellung zu dämpfen. Ausführlich stellen wir die HiCone in der Biogas-Rubrik auf Seite 24 vor. Einzigartige konische Geometrie für vielfach längere Standzeiten. THINK RED 02.2023 | 17 360° | 17

AGRARTECHNIK. BIOGAS 7 Fragen an Patrick Hummert Patrick Hummert ist seit April 2022 in der Abteilung Entwicklung & Konstruktion Zerkleinerungs-/Aufbereitungstech- nik bei Vogelsang tätig. Er fährt die mobile XSplit-Systemlösung zu den unterschiedlichen Betrieben und führt die Testdurchläufe vor Ort durch. Wir haben mit ihm über den XSplit und die Kunden- resonanz gesprochen. Patrick, erkläre uns bitte noch- mal kurz, was den Separator XSplit auszeichnet. Der wohl wichtigste Unterschied im Vergleich zu anderen Separatoren ist, dass sich der Motor des XSplit auf der Feststoffseite befindet. Da das Getriebe nicht mit Gülle oder Gärresten in Berührung kommt, ist keine extra Wellenabdichtung hin zum Medium erforderlich. Zudem sorgt das QuickService-Kon- zept für einen direkten Zugriff auf Sieb und Press- schnecke und damit für einen schnellen Service. Durch die hochwertige Elastomer-Verschlussscheibe, gegen die die Schnecke im Separationsbereich arbei- tet, erfolgt eine zuverlässige Stopfenbildung ohne die Zugabe von Hilfsmitteln. Wie ist bislang die Resonanz der Kunden? Bisher haben wir eine sehr positive Resonanz erhal- ten. Da sich der XSplit von den Separatoren anderer Hersteller unterscheidet, sind viele Kunden neugierig und möchten unser Produkt gerne testen. Wenn wir vor Ort sind, kann der Anwender den Separator in Betrieb mit seinem Ausgangsmedium sehen. So kann er sicherstellen, dass der XSplit seinen individuellen Anforderungen entspricht. Welches Erlebnis ist dir bei deinen Besuchen besonders in Erinnerung geblieben? Jeder Besuch vor Ort ist anders. Ein Kunde beispiels- weise hatte bereits den Separator eines anderen Herstellers im Einsatz, war damit jedoch nicht mehr zufrieden. Wir haben bei ihm den XSplit ausprobiert. Schon nach drei Stunden Einsatzzeit entschied sich der Kunde, das Gerät zu kaufen. Die Funktionsweise, der Durchsatz und das QuickService-Konzept haben ihn sofort überzeugt. So etwas ist immer ein beson- deres Erlebnis bei einer Vorführung. Welche Gülle eignet sich am besten für die Separation? Am besten eignen sich Gülle oder Gärreste mit einem hohen Trockensubstanzgehalt. Dabei spielt es keine Rolle, um welche Art genau es sich handelt. Je nied- riger der Trockensubstanzgehalt, desto geringer ist der Feststoffdurchsatz. Zudem ist wichtig, dass das Rohmedium möglichst homogen ist, sodass der Separator mit gleichmäßigem Material beschickt wird. Wie sieht der Durchschnittsbetrieb aus, bei dem ihr separiert? Einen Durchschnittsbetrieb gibt es nicht. Ich war mit unserer mobilen Separationseinheit bereits bei vielen verschiedenen Betrieben. Milchvieh, Schweinemast, Bullenmast und auch Biogasanlagen gehören dabei zu unseren Kunden. Unterschiede gibt es auch bei der Lösungswahl selbst: Nutzt der Betrieb bereits einen Separator und möchte diesen ersetzen, lässt sich unser XSplit als Einzelmaschine sehr gut in andere Systeme einbinden. Startet ein Anwender komplett neu im Bereich der Separation, eignet sich die Systemlösung mit Steuerung, Pumpe und Sepa- rator. Die Systemlösung lässt sich auch mit dem Nasszerkleinerer RotaCut kombinieren. Als vorge- schaltete Komponente sorgt er für ein homogenes Ausgangsmedium. Das ist für einige Betriebe ein wichtiges Entscheidungskriterium für die System- lösung. Was müssen die Betriebe bei Vorführungen beachten oder vorbereiten? Für Vorführungen wird lediglich eine 32-Ampere- Steckdose vor Ort benötigt. Zudem sollten ausrei- chend Gärreste oder homogene Gülle vorrätig sein. Den Rest wie Zu- und Abführschläuche oder Strom- kabel haben wir bei der mobilen Separationseinheit immer dabei. Wie können interessierte Kunden eine Vorführung anfordern? Dafür reicht es aus, den für das jeweilige Verkaufs- gebiet zuständigen Verkäufer zu kontaktieren. Dieser führt die Vorführung durch und kann im Anschluss direkt ein auf den Betrieb zugeschnittenes Angebot erstellen. Vielen Dank für das Gespräch! 360° | 19 5312674

ABWASSER XRIPPER® IM KLÄRWERK KOBLENZ Direkt am Rhein befindet sich seit inzwischen über 50 Jahren das Klärwerk Koblenz. Noch vor einigen Jahren kam es bei der Faul- turmumwälzung aufgrund verstopfter Pumpen häufig zu Störungen. Um dieses Problem zu lösen, setzt das Klärwerk auf den Abwasser- Zerkleinerer XRipper XRP von Vogelsang. Die historische Stadt Koblenz liegt im Südwesten von Deutschland und gilt mit ihren terrassen- förmigen Weinbergen und Burgruinen als Tor zum Oberen Mittelrheintal. Hier fließen Rhein und Mosel zusammen. Die Stadtentwässerung ist ein Eigenbetrieb der Stadt Koblenz. Die Kommune betreibt unter ande- rem das direkt am Rhein gelegene Klärwerk Koblenz. Im Jahr 1971 wurde das Klärwerk mit einer mecha- nischen und einer biologischen Reinigung mit einer Ausbaugröße von 160.000 Einwohnerwerten (EW) in Betrieb genommen. Zwischen 1987 und 1992 wurde die Anlage auf 320.000 EW erweitert und den neu- en Anforderungen der Abwassertechnik angepasst, wobei der Klärwerksbetrieb stets weiterlief. Bis zu 30 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr können in der nun erweiterten Anlage geklärt werden. z n e l b o K t d a t S © Fleißige Faultürme Das Klärwerk Koblenz betreibt zwei kleine Faultürme mit jeweils 2.800 Kubikmeter Fassungsvermögen und einen großen Faulturm mit einem Fassungsvermögen von 3.700 Kubikmetern. Die Faultürme werden mit einem Gemisch aus Rohschlamm und Überschuss- schlamm beschickt. Zusätzlich wird auch Schlamm zugeführt, der bei der Produktion von Bier und lo- kalen Spezialitäten in einer örtlichen Brauerei an- fällt. Dabei handelt es sich um energiereich geladenen Schlamm, der für eine hohe Gasausbeute bei der an- aeroben Vergärung in den Faultürmen sorgt. Im ersten Schritt gelangt der gesamte Schlamm im Klärwerk Koblenz in den größten Faulturm. Denn dieser verfügt aufgrund seines hohen Fassungsvermö- gens über das größte Pufferpotenzial. Sollten einmal problematische Bestandteile wie Gift oder Hemmstoffe im Schlamm enthalten sein, können die Bakterien de- ren Auswirkungen im großvolumigen Faulturm am besten abfedern. Nachdem der Schlamm den ersten Faulturm durchflossen hat, gelangt er anschließend in gleichen Anteilen in die beiden kleineren Faultürme. Insgesamt verweilt der Schlamm dabei ca. 28 Tage in den Faultürmen. Der große Faulturm (links) hat ein Fassungs- vermögen von 3.700 Kubikmetern. 360° | 21

ABWASSER Störungsfreie Pumpen Heute sind Wartungseinsätze aufgrund von Störun- gen durch Verzopfungen nur noch selten erforder- lich. Die XRipper leisten ganze Arbeit, zerkleinern die Verzopfungen aus faserigen Feststoffen zuverlässig und verhindern so Verstopfungen der Pumpen. Die Faulturmumwälzung funktioniert wieder optimal. Lediglich ein paar Steine müssen alle ein bis zwei Monate aus dem Steinfangkasten entnommen werden. Woher die Steine kommen, ist den Mitarbeitern noch nicht ganz klar. Aber besser, sie werden abgeschie- den, als dass sie sich irgendwann an anderer Stelle im Prozess bemerkbar machen. Mittlerweile hat das Klärwerk Koblenz mit den RotaCut RCQ zwei weitere Vogelsang-Nasszer- kleinerer in der Schlammentwässerung installiert. Sie befinden sich vor den Entwässerungszentrifugen und stellen den reibungslosen Betrieb der Schlamm- entwässerung sicher. Faultürme sind oft eiförmig (hier: Hamburg). 360° | 23 z n e l b o K t d a t S © Dank des Antriebs mit Kegelradgetriebemotor konnte der XRipper XRP problemlos unterhalb der Druckleitung installiert werden. KURZ ERKLÄRT: FAULTÜRME Die oft eiförmigen Faultürme finden sich häufig in größeren Kläranlagen. Sie beinhalten Schlämme, die bei der Reinigung von Abwasser anfallen. Rührwerke und Pumpen wälzen den Schlamm unter Luftabschluss bei Temperaturen von ca. 36 Grad stetig um. Die organischen Bestandteile des Faulschlamms werden unter sauerstoff- freien (anaeroben) Bedingungen durch Bakterien kontrol- liert abgebaut. Dabei bilden sich unter anderem Faulgase mit einem hohen Methangehalt. Das Methan wird wegen seines starken Treibhauspotenzials aufgefangen und energetisch ver- wertet, beispielsweise zur Erzeugung von Wärme in einem Kessel oder von elektrischer und thermischer Energie in ei- nem Blockheizkraftwerk. Die so erzeugte Energie wird meist direkt in der Kläranlage genutzt und senkt die Kosten für den Fremdbezug von Strom und Gas. Zudem ist es auch möglich, sie an Dritte zu verkaufen.

BIOGAS C L E V E R E S E I N S T E L L - S Y S T E M Eine energieeffiziente und nachhaltige Technik ist aufgrund der aktuellen Klimakrise wichti- ger denn je. Das betrifft auch Pumpen – diese haben einen erheblichen Anteil am Energiekonsum moderner Industriena- tionen. Schätzungen zufolge verbrauchen Pumpen bis zu 25 Prozent des weltweit produzierten Stroms. In der Europäischen Union beispielsweise entfallen 30 Prozent des Stromverbrauchs aller per Elektromotor angetriebenen Maschinen auf Pumpen. Mit der neuen HiCone-Exzenterschneckenpumpe bietet Vogelsang eine besonders energieeffiziente und langlebige Pumpe an. „Bei der Entwicklung der HiCone mussten wir sowohl die Konstruktion der Pumpe überarbeiten als auch klassische Fertigungsmethoden überdenken.“ Markus Kolbeck, Leiter Entwicklung & Konstruktion Produktmanagement Wende für Exzenterschneckenpumpen Bei der Entwicklung der CC-Serie lag der Fokus noch darauf, den Aufbau neu zu durchdenken und die Pumpe insbesondere für Wartung und Service praktischer in der Handhabung zu machen. Dahin- gegen setzte das Entwicklungsteam bei der HiCone einen anderen Schwerpunkt und befasste sich intensiv mit der Geometrie von Rotor und Stator. sind Exzenterschneckenpumpen rotierende, positive Verdrängerpumpen, deren Förderprinzip darauf basiert, dass der Rotor sich permanent am Stator reibt. So ist eine Abdichtung zwischen Saug- und Druckseite gegeben, aber auch ständiger Verschleiß. Über die Zeit geht durch den Abrieb der Kontakt zwischen Rotor und Stator verloren. Infolgedessen entsteht ein Spalt zwischen Rotor und Stator, durch den das Medium zurückströmt. In der Praxis äußert sich dies meist durch einen plötzlichen, starken Abfall der Förderleistung. Wird die Drehzahl der Pumpe erhöht, kann dadurch die Förderleistung vorüber- gehend wieder gesteigert werden. Das ist jedoch nur eine kurzfristige Lösung. Aufgrund der höheren Reibgeschwindigkeiten schreitet der Verschleiß jetzt noch viel schneller voran. Abhilfe schafft hier nur der Wechsel der Förderelemente; die Verschleißteile müssen erneuert werden. Unsere Lösung: Nachstellen statt Teilewechsel Bei der HiCone löst Vogelsang das Problem intelligent, ohne dass jedes Mal ein Teilewechsel nötig ist. Übli- cherweise sind sowohl der Rotor als auch der Stator innen zylindrisch geformt. Bei der HiCone sind diese beiden nun konisch ausgebildet. Durch die axiale Nachstellung des Rotors lässt sich der Spalt zwischen beiden wieder reglementieren. Der Verschleiß wird so kompensiert und die Pumpe wieder in den Ausgangs- zustand mit einer Förderleistung von 100 Prozent gebracht. Statt kosten- und zeitaufwändig Teile zu wechseln, wird somit einfach und schnell nachgestellt – und das im laufenden Betrieb. Die Standzeit der Statoren erhöht sich damit um ein Vielfaches. 360° | 25

BIOGAS M A X I M A L E E F F I Z I E N Z D A N K M I N I M A L E R L E I S T U N G S - A U F N A H M E U N D I N T E L L I G E N T E R A N FA H R - A U T O M AT I K ment und dadurch der Leistungs- bedarf zum Hochfahren der Pumpe extrem hoch sind. Aufgrund der konischen Form und der cleveren Anfahrautomatik entfällt dieses „Pro- blem“ bei der HiCone. Das Beste daran: Die dafür erforderliche Intelligenz ist in der HiCone-Pumpe verbaut. Der Anwender muss an der übergeordneten Steuerung also nichts ändern. HiCone: die Zukunft der Exzenterschneckenpumpe Die etwas provokante Aussage von Harald Vogelsang fußt auf zwei Dingen: auf der Erfahrung, die Vogelsang als Innovationsführer in solchen Situationen hat, und auf den unschlagbaren Vorteilen der konischen Form. Die vervielfachten Standzeiten, die sich daraus ergeben, deutlich reduzierte Stillstandzeiten und Ersatzteilkosten sowie die hohe Effizienz beim Fördern und auch beim Hochfahren der Pumpe führen zu sehr geringen Lebenszyklus-Kosten. „Die HiCone wird die Welt der Exzenterschne- ckenpumpe nachhaltig verändern“, ist sich Geschäfts- führer Harald Vogelsang sicher. „Exzenterschnecken- pumpen ohne konische Geometrie werden langfristig nur noch in Nischenanwendungen bestehen können, die konische Geometrie wird der neue Standard sein.“ Zudem punktet die HiCone in Sachen Nachhal- tigkeit. Dafür sorgen der reduzierte Leistungsbedarf sowie die erhöhte Lebensdauer der Statoren. Auch zukünftig ist mit neuen Entwicklungen zu rechnen: Die Experten von Vogelsang arbeiten weiterhin an Optimierungen, über die wir in einer der kommen- den Ausgaben sicher berichten werden. QUICKSERVICE INSIDE Dank einer einzigartigen, neuen Art der Verbin- dung zwischen Gelenkwelle und Rotor sowie einem schrägen Flansch am Druckstutzen können Rotor und Stator als Einheit oder auch nacheinander ausgetauscht werden – und das, ohne die Verbindung zur druckseitigen beziehungsweise saugseitigen Rohrleitung zu lösen. Es müssen ledig- lich ein paar Schrauben entfernt werden, schon kann die Rotor-Stator-Einheit ausgeschwenkt und anschließend am Stück erneuert werden. Möglich macht das eine konische, kraftschlüssige Verbindung zwischen Rotor und Gelenkwelle, die vom Druckstutzen aus einfach gelöst werden kann. Weiterer Benefit: Eine ver- schleißbeständige Manschette, die für den Teile- wechsel nicht demontiert werden muss, schützt die robuste Kardanwelle. Folgeschäden durch eine nicht sachgemäße Montage können so gar nicht erst entstehen. Dieses am Markt einzigartige QuickService-Feature hat Vogelsang auch in die HiCone integriert. T E I L E W E C H S E L O H N E D E M O N TA G E D E R R O H R - L E I T U N G E N 360° | 27

5 Fragen an Lars Mester Lars Mester, Produktmanager bei Vogelsang, hat die ASU zusammen mit seinem Team entwickelt. Darüber haben wir mit ihm gesprochen. Lars, wann hat Vogelsang die Entwicklung der ASU gestartet? Erste Konzepte haben mein Team und ich bereits 2017 entworfen. Seit 2019 testen wir die ASU erfolgreich im Markt, mittlerweile ist sie bei Kunden im Einsatz. Was war euch bei der Entwicklung besonders wichtig? Wie habt ihr hierbei auf die Marktanforderungen reagiert? Wir haben bei der Konstruktion auf Werkstoffpaarungen geach- tet, die die ASU besonders ausfallsicher machen. In der Testphase haben wir das Augenmerk speziell auf Betriebssicherheit und hohe Standzeiten gelegt. Durch die konstanten Bedingungen sollten sich die Standzeiten der Gleitringdichtung erhöhen. Welche Herausforderungen ergaben sich bei der Entwicklung? Zunächst mussten wir einen einwandfreien Betrieb der ASU mit einem schnellen Druckaufbau in der Dichtungskammer erreichen. Das stellte vor allem in Bezug auf die Fertigung der benötigten, serienfähigen Bauteile eine Hürde dar. Denn hier- bei war eine hohe Präzision notwendig. Die Konstruktion unterlag also strengen Vorgaben angesichts der Komplexität der Bauteile, der Werkstoffauswahl und des Handlings beim Zusammenbau. Was ist das „Innovative“ an der ASU? Ist eine Pumpe mit der ASU ausgestattet, kümmert diese sich darum, den Dichtungskammerdruck aufzubauen und die Dichtungen der Drehkolbenpumpe mit Sperrflüssigkeit zu versorgen. Das erfolgt vollständig automatisiert ohne manuellen Eingriff. Die ASU benö- tigt dafür keinen extra Antrieb, sie kommt also ohne zusätzliche Energieversorgung aus – das ist natürlich wiederum platzsparend. Kurz gesagt: Die ASU ist in ihrer Einfachheit genial. Für welche Einsatzfelder ist die ASU besonders geeignet? Die ASU eignet sich prinzipiell für alle Pumpprozesse, bei denen die Wellenabdichtung der Drehkolbenpumpe mit Sperrmedium versorgt werden soll. Speziell bei „24/7-Anwendungen“, wie der Faulturmumwälzung im Abwasserbereich, oder bei Prozessen, die nicht regelmäßig überwacht werden können, ist der Einsatz der ASU besonders sinnvoll. Vielen Dank für das Gespräch! 360° | 29 54312

VERKEHRSTECHNIK Automation vereinfacht hier stark die Bedienung. Das ist in Zeiten des Fach- kräftemangels ein wichtiges Kriterium für den Einsatz einer neuen Technik. Vielen Dank für das Gespräch! Die neue BioUnit vereinfacht das Entsorgen. Produktentwicklung über die Produktion, die Installation beim Kunden vor Ort bis zur Überwachung im laufenden Betrieb. Fachmesse für Verkehrstechnik besucht, um sich die Technologie der neuen BioUnit erklären zu lassen. Entsorgung Eines der Entsorgungssysteme von Vogelsang ist die BioUnit, eine spe- zielle Reinigungseinrichtung für die automatische und Reinigung von Bioreaktortoiletten. Die Weiterentwicklung der BioUnit war bei deinem Einstieg ja gerade in vollem Gange. Wieso war das Projekt so dringend? Wir wollten die neue BioUnit bereits auf der InnoTrans im September 2022 vor- stellen. Das ist uns dann auch gelungen. Kunden aus Europa, Fernost und den USA haben uns auf der internationalen Was ist denn neu an der BioUnit? Bei unserer „ursprünglichen“ BioUnit müssen die Anwender die einzelnen Reinigungszyklen manuell starten und prüfen, was natürlich Fachwissen voraus- setzt und zeitaufwändig ist. Wir wollten den Bahnbetreibern das Leben noch etwas erleichtern und haben die BioUnit daher optimiert und automatisiert. Sie übernimmt die Reinigungszyklen nun vollständig autonom – vom Spülen über die Zugabe von chemischen Reini- gungsmitteln bis hin zur Ermitt- lung des Systemzustands. SAUBER AUF KNOPFDRUCK Vogelsang BioUnit 2.0: vollautomatisiertes Entsorgungssystem für die mobile Abwasserentsorgung von Bioreaktortoiletten Stehen Züge auf dem Wartungsgleis, generieren sie kei- nen Umsatz. Daher sind Bahnbetreiber bestrebt, die not- wendigen Wartungsintervalle zu verlängern. Bioreak- tortoiletten sind hier von Vorteil, denn deren Säuberung muss seltener durchgeführt werden. Mit der BioUnit von Vogelsang erfolgt diese Reinigung nicht nur hygienisch und schnell, sondern jetzt auch automatisiert. Drehkolbenpumpe. Diese ermöglicht neben der Absaugung des Abwassers auch das Zirkulieren und Spülen des Bio- reaktors während des Reinigungszyklus. Eine zusätzliche Hochdruckpumpe versorgt die im Bioreaktor installierten Hochdruck-Reinigungsdüsen. Bisher mussten die Anwen- der die einzelnen Durchläufe manuell starten und prüfen – genau hier sah das Vogelsang-Team Verbesserungspotenzial. W ährend herkömmliche Sammeltanks durch- schnittlich alle zwei bis vier Tage geleert werden müssen, schaffen Bioreaktor- toiletten eine Entleerung alle zwei bis sechs Monate. Jedoch ist die Reinigung dieser Systeme aufwändig: Zur Reinigung und Entkalkung von Bioreak- torsystemen sind chemische Zusätze nötig, die im Reini- gungsvorgang hinzugegeben und nach einer Einwirkzeit wieder ausgespült werden müssen. Unter Umständen sind mehrere Reinigungszyklen notwendig, um das System op- timal zu reinigen. Speziell für diese Anforderungen setzen Bahnbetreiber die BioUnit von Vogelsang ein. BioUnit: umfassend ausgestattet Für die verschiedenen Reinigungsschritte verfügt die BioUnit über einen Abwassertank und eine Vogelsang- Neu: automatisierter Reinigungsvorgang Die optimierte BioUnit übernimmt nun die verschie- denen Zyklen von Spülen, Zugabe von chemischen Reini- gungsmitteln und Ermittlung des Systemzustands völlig autonom. Die Steuerung der BioUnit verfügt über eine Kommunikationsschnittstelle zum Bioreaktor, die über ein Signalkabel verbunden ist. Das ermöglicht den sensor- überwachten Betrieb und die Ansteuerung von Ventilen. Über ein großes Touchdisplay kann der Bediener Ein- stellungen vornehmen und den Betrieb der Anlage überwachen. Automatisierungslösungen wie eine Füll- mengenvorwahl, Abschaltautomatik, ein Fernwartungs- zugriff sowie eine automatisierte Betriebsdatenerfassung sorgen dafür, dass Anwender Ressourcen einsparen und ihre Arbeitsprozesse effizienter gestalten können. Die Er- gebnisse lassen sich aufzeichnen und auswerten. 360° | 31

UNTERNEHMEN. IM FOKUS E-Support für Fragen zur Elektronik. Per Remote Control kann sich das Vogelsang-Team direkt auf die Steue- rung aufschalten, um im Störungs- fall zügig zu reagieren, den Fehler zu beheben und Anpassungen vorzuneh- men. „Den E-Support haben wir bereits in Anspruch genommen und waren begeistert von der schnellen und un- komplizierten Unterstützung auch über die Entfernung hinweg“, sagt Bussacker. Plug-and-Play bei komplexen Maschinen Die PCU stellt alle wichtigen Daten leicht verständlich dar. Steuerungstechnik als Standard Neben einem zuverlässigen Betrieb ermöglicht Auto- matisierung auch die kontinuierliche Überwachung der einzelnen Parameter. Störungen werden früh- zeitig erkannt und durch entsprechende Regeleingriffe behoben. Setzt der Anwender eine moderne Steu- legt er den Grundstein für erungstechnik ein, langfristig geringe Betriebskosten, maximale Verfügbarkeit der Maschine und hohe Wirtschaft- lichkeit. Ziel von Vogelsang ist es daher, die Produkte standardmäßig mit Steuerungstechnik auszustatten und die Maschinen dadurch noch langlebiger und leistungsfähiger zu gestalten. Fokus auf Softwareentwicklung Eine Steuerungstechnik zu entwickeln, erfordert fundiertes Know-how. Darauf hat sich Vogelsang ein- gestellt und Kompetenzen in diesem Bereich aufgebaut. Neben den klassischen Maschinenbauingenieuren verstärken nun auch Softwareentwicklungsingenieure das Team Steuerungstechnik. Zudem gibt es einen Die Entwicklung rund um das Thema Automatisie- rung ist schnell und dynamisch. Daher liegen bereits weitere Projekte auf dem Schreibtisch des Vogelsang- Teams. Dazu gehören beispielsweise erweiterte Plug- and-Play-Lösungen, also das einfache Anschließen und die schnelle Inbetriebnahme von Maschinen und Komponenten, die eine ausgefeilte, vorkonfigurier- te Steuerungseinheit erfordern. Zudem arbeiten die Entwicklungsingenieure daran, die Technik und ihre Funktionen möglichst umfassend und gleichzeitig kompakt zu gestalten. Dabei fließt die Erfahrung der Vogelsang-Experten aus zahlreichen Applikationen in unterschiedlichsten Bereichen stetig in die Weiterent- wicklung der Software ein. Carsten Bussacker: „Als spezialisiertes Maschi- nenbauunternehmen für die Landwirtschaft in Japan bleiben wir am Thema Automatisierung dran und tauschen mit Vogelsang eng die Anforderungen unse- rer Kunden aus. Auf dieser Basis optimiert Vogelsang die Software kontinuierlich. Davon profitieren unsere Kunden und auch wir als Anbieter von zuverlässigen Maschinen.“ Auch in Japan besonders zuverlässig dank Vogelsang-Steuerungstechnik: der PreMix. 360° | 33

STIMMEN FÜR VOGELSANG. ALEXANDER HACKSTEDT Im Rahmen unserer Bekennerkampagne stellen wir in dieser Ausgabe wieder einen zufriedenen Vogelsang-Kunden vor. Diesmal kommt unsere Kundenstimme aus Höltinghausen im Landkreis Cloppenburg. „ ICH HABE MICH FÜR VOGELSANG ENTSCHIEDEN, weil es in unserer Branche auf eine Technik ankommt, auf die ich mich verlassen kann.“ Alexander Hackstedt, Lohnunternehmer aus Höltinghausen in Niedersachsen Unser Familienunternehmen betreut 1.050 Hektar in Niedersachsen. Dabei haben wir es als Dienstleister mit verschiedenen Güllearten und unterschiedlichen Feld- strukturen und -größen zu tun. Dafür ist eine Technik erforderlich, die sich flexibel einsetzen lässt. Seit 2021 arbeiten wir mit dem Schleppschlauchgestänge SwingMax in einer Arbeitsbreite von 30 Metern. Innerhalb der Auswahl für bodennahe Ausbringtechnik ist das Gestänge in dieser Arbeitsbreite eine der günstigeren Alter- nativen. Trotz wechselnder Güllearten erkennen wir eine hohe Ausbring- und Verteilgenauigkeit. Das zeigt späteren Bestand. Mittlerweile haben wir bereits ca. 120.000 Kubik- meter Gülle mit dem SwingMax ausgebracht und profitieren von einer hohen Einsatzsicherheit. sich auch im Das Schleppschlauchgestänge im Einsatz. Bei unserer Kaufentscheidung spielte auch die Nähe zum Vogelsang-Standort in Essen (Oldenburg) eine wichtige Rolle. Sind Ersatzteile nötig, werden wir damit zügig versorgt und können daher schnell weiterarbeiten. Neben den landwirtschaftlichen Lohnarbei- ten betreiben wir auch den Handel mit Nähr- stoffen. Dafür benötigen wir Pumpen am Fahrzeug, die reibungslos und zuverlässig verschiedene Medien fördern. Diese Anforderungen erfüllen die Drehkol- benpumpen von Vogelsang. Von Gülle über Gärreste bis hin zu weiteren flüssigen Produkten kann unser Unternehmen alles transportieren. 360° | 35

TARTEN TARTEN ZUKUNFT ZUKUNFT Mit Nachwuchs gegen den Fachkräftemangel Leading in Technology – das ist unser Anspruch. Wir fördern die Forschung und Entwicklung von Produktinnovationen und wurden schon mehrfach als Innovationsführer ausgezeichnet. Damit das aber auch in Zukunft so bleibt, brauchen wir immer neue, kreative Köpfe mit einem frischen Blick auf Kundenbedarf und Technik. Und das ist in Zeiten eines weltweiten Fachkräftemangels eine große Herausforderung! 360° | 37

SS o gehen wir es an: Nachwuchs aktiv ausbilden. „Wir bilden heute die Generation von mor- gen aus, die unsere Maschinen entwirft, baut, vermarktet und verkauft“, erläutert Geschäftsführer Harald Vogelsang das hiesi- ge Erfolgsprinzip. „Dabei ist es uns wichtig, dass sich die angehenden Nachwuchskräfte mit der Firma identifizieren und ihre Fähigkeiten optimal entfalten können.“ Eigenverantwortliches Arbeiten und die Mög- lichkeit, Dinge auszuprobieren, sind das A und O. Die Nachwuchskräfte durchlaufen verschiedene Ab- teilungen und lernen den Betrieb von Grund auf ken- nen. Durch diese vielseitig gestaltete Ausbildung und das abwechslungsreiche Aufgabenspektrum sind die Leistungsträger von morgen schnell in der Lage, aktiv in Projekten mitzuarbeiten – ein wichtiger Faktor für eine hohe Zufriedenheit. Das spezielle Ausbildungssystem in Deutschland In Deutschland ist die Ausbildung von Nachwuchs- kräften besonders geregelt. Die Auszubildenden lernen sowohl in einem Betrieb als auch in einer Berufs- schule. Die Ausbildung dauert je nach Beruf zwischen zwei und dreieinhalb Jahren und endet mit einer Prüfung vor einem offiziellen Ausschuss. Eine Sonder- Jetzt rein k li c k e n ! UNTERNEHMEN. EMPLOYER BRANDING form bildet das duale Studium, eine Kombination aus Unterricht an einer Hochschule und Praxisphasen in einem Unternehmen. Ziel ist es, Theorie und Praxis eng miteinander zu verknüpfen und den Studierenden einen Hochschulabschluss sowie wertvolle Berufs- erfahrungen zu ermöglichen. Vogelsang bildet in Deutschland derzeit insgesamt 76 Auszubildende und duale Studierende in verschiedenen Berufszweigen aus. Die Palette reicht vom Feinwerkmechaniker und Fachinformatiker für Systemintegration über den Industriekaufmann, Technischen Produktdesigner, Elektroniker und Mechatroniker bis hin zum Bachelor of Engineering mit dem Schwerpunkt Maschinenbau oder Elektro- technik. Das Ergebnis überzeugt: Ein Großteil der Aus- zubildenden möchte nach dem Abschluss im Unter- nehmen bleiben. So profitiert Vogelsang von gut aus- gebildeten jungen Fachkräften und wirkt damit dem Fachkräftemangel entgegen. Aufmerksamkeit schaffen für spannende Jobs Ein spezielles Ausbilderteam repräsentiert Vogelsang auf Berufsmessen und Informationstagen und beglei- tet Auszubildende und Eltern durch die Lehrjahre. Zudem werden neue Kommunikationswege genutzt, um die junge Zielgruppe zu erreichen. So richtet sich Vogelsang mit dem Firmenprofil Future@Vogelsang auf Instagram gezielt an den Nachwuchs. Mit Fotos, Reels und Stories stellen die Vogelsang-Azubis ihren Ausbildungsberuf vor und geben Einblicke in ihre Tätigkeiten. So erfahren die Follower auch, was die Auszubildenden abseits ihres Arbeitsalltags gemein- sam erleben und auf welchen Jobmessen und Info- tagen Vogelsang zu finden ist. » Unser Ausbilderteam freut sich auf weiteren Vogelsang-Nachwuchs. 360° | 39

UNTERNEHMEN. EMPLOYER BRANDING AUSBILDUNGS- AUSBILDUNGS- BERUFE BEI BERUFE BEI VOGELSANG VOGELSANG (M/W/D) (M/W/D) INTERESSIERT? Wir freuen uns über neue Mitglieder in der Vogelsang-Familie! » Feinwerkmechaniker » Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung » Fachinformatiker für Systemintegration » Industriekaufmann » Technischer Produktdesigner » Elektroniker für Automatisierungstechnik » Fachkraft für Lagerlogistik » Mechatroniker » Bachelor of Engineering – Maschinenbau » Bachelor of Engineering – Elektrotechnik Weitere Angebote: Praktika, Bachelor- und Masterarbeiten 360° | 41

UNTERNEHMEN. NACHHALTIGKEIT prüfen regelmäßig die Gesundheit der Bienen und sorgen dafür, dass sie immer genug Nahrung haben – das ist besonders im Herbst und Winter wichtig. Denn sobald der erste Nachtfrost eintritt, beginnt die Winterruhe. Um die Bienen winterfest zu ma- chen, stellen die Imker sicher, dass die Fluglöcher frei sind, und nehmen Behandlungen gegen Milben vor. Die Wintermonate eignen sich aber auch für die Herstellung und Reparatur von Kästen, Rähmchen, Mittelwänden sowie für Fortbildungen und die Vor- bereitungen auf das kommende Bienenjahr. PROJEKT 2028 bringt Unternehmen und Imker zusammen Mit dem PROJEKT 2028 ist das Wiener Impact- Start-up Hektar Nektar eine der größten digitalen Bienenschutzinitiativen in Deutschland und Öster- reich. Das Start-up bringt dafür Wirtschaft, Privat- personen und Imker zusammen. Bereits mehr als 150 Unternehmen – vom kleinen Betrieb bis zum internationalen Konzern – engagieren sich hierbei. Gemeinsam haben sie die Anzahl der Bienen in Österreich und Deutschland bereits um mehr als 30 Millionen Tiere erhöht. Ziel des Start-ups ist es, die Bienenpopulation bis zum Jahr 2028 um insge- samt zehn Prozent zu steigern. Martin Poreda, Grün- der und CEO Hektar Nektar: „Artenschutz und Bio- diversität gehen nicht ohne Hilfe der Wirtschaft.“ Insektensterben hat traurige Folgen: stumme Wiesen, Wälder und karge Ackerflächen. In den letzten 30 Jahren ist die Anzahl der Insekten um 75 Prozent gesunken. Dabei sind diese essenziell für unsere Ökosysteme: Sie lockern den Boden auf, dienen als Nützlinge und als Nahrung für andere Lebewesen. Bienen im Speziellen können sogar noch mehr: Die Bestäubungsleistung eines einzigen Volkes bindet mindestens 60 Tonnen CO2 pro Jahr. Bienenschutz ist also auch Klimaschutz und eine tolle Möglichkeit für Vogelsang, einen nachhalti- gen Beitrag für die Artenvielfalt und die Umwelt zu leisten. für Seit Juli 2022 unterstützt Vogelsang deshalb das PROJEKT 2028 des Start-ups Hektar Nektar. Ziel ist es, Bienen zu schützen und deren Bestand zu fördern. Vogelsang hat fünf Bienenvölker, bestehend aus insgesamt rund 250.000 Bienen, die Patenschaft übernommen. „Als global agierendes Unternehmen, unter anderem im Agrarsektor, wissen wir die Arbeit von Bienen besonders zu schätzen. Ohne ihr Zutun wäre der landwirtschaft- liche Ertrag von Obst und Gemüse deutlich geringer. Leider sind Bienenvölker ohne die Betreuung durch den Menschen heute kaum noch überlebensfähig. Wir freuen uns, durch das Projekt 2028 die Biodiver- sität der Insekten zu fördern“, sagt Harald Vogelsang. Wir geben Bienen ein Zuhause Die Vogelsang-Bienenstöcke sind seit August 2022 bei fünf verschiedenen Partnerimkern im Raum Lehrte bei Hannover eingezogen. Die Imker über- Ein Bienenvolk produziert je nach Nahrungsangebot Partnerimker Denis Selvi-Cunzemann kontrolliert unsere Bienen regelmäßig. pro Saison 30 kg Honig. Mehr Infos über Hektar Nektar finden Sie hier: Unseren Honig verwenden wir als Geschenk für Geschäftspartner und Gäste des Unternehmens. 360° | 43

UNTERNEHMEN. AUSBLICK Vogelsang werkelt rege in der hauseigenen Ideenschmiede und hat auch in diesem Jahr ein paar heiße Eisen im Feuer – ein Erfolgsrezept in Krisenzeiten? Denn selbst von gestörten Lieferketten, Rohstoff- und Materialengpässen betroffen, verzeichnet das mittelständische Familienunternehmen mit 173 Millionen Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2022 eine deutliche Steigerung gegenüber dem Vorjahr (plus 20 Prozent). Auf welche Faktoren führt Vogelsang diese positive Entwicklung zurück? Wie stellt sich der Maschinenbauer auf weitere Herausfor- derungen ein und wie sehen die Zukunftspläne des Unternehmens aus? Darüber haben wir mit den Geschäftsführern Harald Vogelsang und David Guidez gesprochen. Sie leiten das Maschinenbauunternehmen gemeinsam mit Hugo Vogelsang. 360˚: Die kürzlich veröffentlichten Geschäftszahlen für das Jahr 2022 sprechen eine eindeutige Sprache – Vogelsang wächst kontinuierlich. Harald: Das ist richtig. Speziell in den Segmenten Agrartechnik und Biogas haben wir uns gut entwickelt und auch im Pumpenbereich mit unseren Indus- triepumpen der EP- und VY-Serie für die Chemie- branche an Umsatz dazugewonnen. Personell sind wir ebenfalls gewachsen und haben uns insgesamt mit rund 150 neuen Kolleginnen und Kollegen verstärkt. Damit beschäftigen wir derzeit mehr als 1.300 Mitarbeitende weltweit. Hoch ist auch unsere Ausbildungsquote. Aktuell bilden wir über 70 junge Menschen in unterschiedlichen Berufszweigen aus. 360˚: Corona-Pandemie, Engpässe am Beschaffungsmarkt, Energiekrise und Unsicherheiten durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – Vogelsang geht aus den krisengebeutelten letzten Jahren gestärkt hervor. Worauf führt ihr das zurück? Harald: Mit unserem Produktportfolio in den Seg- menten Abwasser, Agrartechnik, Biogas, Industrie und Verkehrstechnik sind wir breit aufgestellt. Das und auch unsere internationale Ausrichtung ver- schaffen uns Stabilität. Gleichzeitig verursacht ein solches Spektrum auch einen komplexen Einkauf und damit verbunden ein kompliziertes Lieferket- tengeflecht. Daher haben auch wir uns mit fehlenden Teilen und langen Lieferzeiten auseinandersetzen müssen. Und das trotz unserer hohen Fertigungstiefe in Deutschland. 360˚: Welche Maßnahmen habt ihr dagegen ergriffen? Harald: Schon während der Corona-Jahre haben wir unsere Kapazitäten hochgefahren. Denn bereits da haben die Störungen in den Lieferketten stark zugenommen. Das hat einen Dominoeffekt ver- ursacht. Bedeutet, Unternehmen haben ihre Lager gefüllt, was wiederum in der Industrie für Engpässe und Lieferschwierigkeiten gesorgt hat. Um dem zu begegnen, haben wir unseren Einkauf personell nochmal verstärkt und standen in engem Austausch mit unseren Lieferanten. David: Außerdem haben wir unseren Lieferanten- Pool erweitert, um das Lieferkettenproblem in den Griff zu bekommen. Dennoch kamen wir nicht umhin, unsere Kunden um Geduld und Verständnis für die Situation zu bitten. 360˚: Wie haben die Kunden auf die Lieferverzögerungen und Preissteigerungen reagiert? David: Sie haben sich solidarisch mit uns gezeigt. Dafür sind wir sehr dankbar. Es war beeindruckend zu sehen, wie sich unsere Kunden gegenseitig unter- stützt und zum Beispiel fehlende Ersatzteile unter- einander ausgetauscht haben. Es herrscht eine große » Loyalität in der Vogelsang-Community. 360° | 45 360° | 45

Harald: Dafür haben wir ein Kundenportal ent- wickelt, über das die Kunden ihre Ersatzteile selbst auswählen und ordern können. In der Produktion automatisieren wir Prozesse und sorgen so für freie Kapazitäten. 360˚: Um welche Produktionsprozesse handelt es sich dabei? David: Wir investieren in die Teilautomatisierung von Prozessen, etwa bei der Montage von Dichtungen. Zudem haben wir beispielsweise auch einen Schweiß- roboter und eine moderne Laseranlage für die Blech- verarbeitung angeschafft. Über die Laseranlage erstellen wir Zuschnitte für Pumpen und andere Pro- dukte. Die Anlage ist zudem an ein automatisiertes Blechlager angeschlossen, sodass Blechteilebearbei- tung und -verfügbarkeit durchgängig und lückenlos laufen. Durch diese ersten Maßnahmen fertigen wir nun noch effizienter und konnten unsere Produktion bereits um 30 Prozent steigern. Ein zusätzlicher Plus- punkt gerade in diesen Zeiten ist, dass wir als Unter- nehmen unabhängiger von Lieferanten im Bereich der Blechverarbeitung agieren. Harald: Durch die Automatisierung von Prozessen entlasten wir zudem unsere hochqualifizierten Fachkräfte von Routineaufgaben und schaffen freie Kapazitäten für „anspruchsvolle“ Tätigkeiten. Als Arbeitgeber können wir eine attraktive, moderne Arbeitsumgebung und berufliche Perspektive bieten. 360˚: Welche Rolle spielen neue Technologien in den Unternehmensplänen von Vogelsang? Harald: Seit Unternehmensgründung verfolgen wir das Ziel, uns stetig weiterzuentwickeln, nicht stehen zu bleiben, Impulse zu geben. Dazu gehört auch, offen für neue Technologien zu sein und in diese zu investieren. Der Bereich Forschung und Entwicklung ist unsere Quelle an sprudelnden Ideen und spielt eine zentrale Rolle in unseren Investitionsvorha- ben. Wir planen in den nächsten vier Jahren bis zu 32 Millionen Euro weltweit in Gebäude, Maschinen und Werkzeuge zu investieren. David: Unser Hauptsitz im niedersächsischen Essen bleibt auch weiterhin die Ideen- und Innovations- schmiede. Hier entstehen neue Produkte, hier bün- deln wir unsere Kernkompetenzen. Heraus kommen Produktinnovationen wie das vor kurzem gelaunchte Dichtungsversorgungssystem Automatic Supply Unit für unsere Drehkolbenpumpen. UNTERNEHMEN. AUSBLICK Harald: Von Essen (Oldenburg) aus legen wir den Grundstein für eine gute Positionierung in für uns noch neuen Märkten wie etwa der Chemie- und Lebensmitteltechnikbranche. Darüber hinaus wollen wir mit der Gründung neuer Tochtergesellschaften die Marktnähe und Internationalisierung weiter vorantreiben. 360˚: Die Zeichen stehen also auch in Zukunft auf Wachstum. Was werden die Treiber, was mögliche Bremshebel sein? Harald: Inflation und das politische Umfeld drü- cken auf die wirtschaftliche Stimmung und Inves- titionsfreude. Ein Hemmschuh ist sicherlich auch nach wie vor der Fachkräftemangel. Hier sind wir als Ausbildungsbetrieb aber gut aufgestellt und bieten mit unserem breiten Leistungs- und Produktport- folio ein attraktives Tätigkeitsumfeld. Darauf dürfen wir uns aber nicht ausruhen. Deshalb bleiben wir in Bewegung und erweitern unser Ausbildungsange- bot kontinuierlich um neue Lehrgänge, zum Beispiel Betriebswirtschaftslehre als duales Studium. David: Als einen der zentralen Treiber sehen wir unsere Hinwendung zu mehr Ökologie. Dazu gehören in erster Linie unsere Maschinen und Komponenten, etwa für die Aufbereitung von Abwasser oder die umweltgerechte, emissionsarme Gülleausbringtech- nik. Damit ermöglichen wir es unseren Kunden, steigenden Umweltauflagen gerecht zu werden. Auch unser Unternehmen selbst und unser unternehmeri- sches Handeln richten wir auf mehr Nachhaltigkeit aus. Hugo hat dazu in der letzten Ausgabe unse- res Unternehmensmagazins ausführlich berichtet. So sehen wir uns insgesamt für zukünftige Heraus- forderungen gut aufgestellt. Harald: Dafür braucht es aber auch wirtschaftliche Normalität und Stabilität. Die gibt es nur mit einer weltweiten Deeskalation der Konflikte. Für die Men- schen in den betroffenen Regionen muss sich die humanitäre Lage schnellstmöglich verbessern. Vielen Dank für das Gespräch! 360° | 47 360° | 47

AROUND THE WORLD. HILFSPROJEKT TÜRKEI Hilfe für Hatay – eine Reportage von Zeynep Temiz Ein permanentes Knacken und Knirschen be- gleitet uns, seitdem wir unterwegs sind. Es ist der Sound von zerstörten Gebäuden und Trüm- mern. Mein Mann, auch ein Vogelsang-Mit- arbeiter, und unser Sohn begleiten mich auf dieser Reise. Wir fahren durch Hatay, eine Provinz im Süden der Türkei – und eine der Regionen, die durch das Erdbeben im Februar mit am stärksten betroffen sind. Im Gepäck bringen wir den Menschen etwas Hoffnung auf Normalität mit. Unser Ziel ist Belen, eine Kreisstadt in der Provinz Hatay. Dort treffen wir uns mit politischen Ortsvertretern. an unserer Seite: Vertreter von INFAK e. V., einem in Deutschland ansässigen gemeinnützigen Verein, der Hilfsbedürftige in verschiedenen Lebens- situationen unterstützt. Immer Wir schauen uns um und können den Blick nicht losreißen von den zerstörten Häusern und großen Trümmerhaufen. Woran es hier am meis- ten fehlt, ist kaum in Worte zu fassen. Das Erdbeben hat allein in der Türkei zwei Millionen Menschen obdachlos gemacht. Laut türkischer Regierung sind mehr als 300.000 Gebäude mittelschwerc bis schwer beschädigt oder müssen abgerissen werden. Es hat Wohnhäuser, aber auch wichtige Gebäude und Insti- tutionen des öffentlichen Lebens getroffen, darunter auch Schulen. Schul- und Wohncontainer geben Halt Deshalb sind wir hier. Wir möchten den Kindern im Erdbebengebiet ein Stück Normalität zurückgeben, Struktur und Sicherheit in einen Alltag bringen, der von Ungewissheit geprägt ist. Der regelmäßige Schul- unterricht eröffnet Kindern neue Perspektiven und ist für sie ein wichtiger Anker abseits der Trümmer und Familienschicksale. Dafür haben die Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter von Vogelsang Geld gesam- melt. Die Geschäftsführung hat die Spendensumme nochmal aufgestockt. So konnten wir insgesamt 45.000 Euro in zehn Container investieren, die auf Empfehlung von INFAK als Wohncontainer und für den Schulbetrieb eingesetzt werden. Bei der Übergabe der Container in Belen sind wir umringt von Kindern, die uns mit selbst gemal- ten Bildern danken. Ein berührender Moment, der noch lange nachhallen wird. Geisterstädte vermeiden Wir fahren noch weiter durch die Region, sehen viele zerstörte Häuser, aber auch Gebäude, die auf den ersten Blick noch intakt scheinen. Dennoch brennt abends in den Straßenzügen kein Licht. Nach offizi- ellen Angaben haben mittlerweile bisher 3,7 Millio- nen Menschen die in der Türkei betroffenen Gebiete verlassen. Geisterstädte bleiben zurück. Genau das möchte die Regierung vermeiden, hören wir. Deshalb steuern Ortspolitiker dagegen, schaffen mit Contai- nern und Zelten provisorische Unterkünfte und trei- ben den Wiederaufbau voran. Hoffnung auf den Wiederaufbau Auf dem Rückweg sehen wir lange LKW-Schlangen. Die Fahrzeuge sind mit Trümmern voll beladen und transportieren diese ab. Ein erschütterndes Bild, das zugleich Hoffnung macht – auf den Wiederaufbau einer zerstörten Region und eine Zukunft nach dem Beben. Informationen: HILFE FÜR DIE TÜRKEI UND SYRIEN Hier spenden: Die Menschen in den betroffenen Regionen in der Türkei und in Syrien sind weiterhin auf Hilfe angewiesen. Es fehlt an medizi- nischen Gütern, Stromgeneratoren und mobilen Sanitäreinrichtungen, um den Alltag der betroffenen Menschen zu organisieren. fend über benötigte Hilfsgüter und ist Anlauf- stelle für Handelskammern und Unternehmen, die humanitäre Hilfsleistungen geben können. Private Spenden sind unter anderem beim Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ möglich. Die Deutsch-Türkische Industrie- und Handels- kammer AHK informiert auf ihrer Website lau- 360° | 49

AROUND THE WORLD. DENMARK Firmenprofil Vogelsang Dänemark • Name: Vogelsang A/S Denmark • Ort: Tarm, Dänemark • Website: www.vogelsang.info/int/company/ subsidiaries/denmark/ • Gründungsjahr: 1988 • Anzahl der Mitarbeitenden: 13 (Januar 2023) • Hauptsektoren: Agrartechnik, Biogas, Industrie, Verkehrstechnik, Abwasser in einem Werkstattpraktikum bei Vogelsang eine neunmonatige Ausbildung. „Wir hoffen, dadurch das Interesse der jungen Talente zu wecken, nach ihrem Abschluss wiederzukommen und hier bei Vogelsang einen festen Arbeitsplatz zu erhalten“, so Nielsen. Um das Wachstum noch stärker voranzutreiben, konzen- triert sich Dänemark zudem darauf, das Marketing weiter zu pushen und zu professionalisieren. Auf Wachstumskurs In den letzten sieben Jahren ist die Niederlassung in Tarm von 5 auf 13 Mitarbeiter gewachsen und konnte ihren Umsatz um ganze 600 Prozent steigern. Vor zwei Jahren hat sie ihre Gebäudekapazität zudem auf 100 Prozent erweitert. Nielsen und sein Team arbei- ten weiter konsequent daran, noch stärker zu wach- sen. Nielsen: „Es wird notwendig sein, die Flächen für neue Mitarbeiter und Lagerbestände noch weiter aus- zubauen. Grund dafür ist unter anderem, dass unser Standort eine immer größere Nachfrage nach Service vor Ort erfährt und wir somit noch weitere Mitarbei- ter für die Service-Abteilung gewinnen möchten.“ In diesem Zusammenhang behält die Tochtergesell- schaft auch den Nachwuchs fest im Blick und arbeitet mit einer Ausbildungsstätte für Maschinenmechani- ker zusammen. Im Rahmen dieser „Partnerschaft“ absolviert ein angehender Maschinenmechaniker Feststoffdosierung für Biogasanlagen: Vogelsang A/S Denmark liefert ein komplettes PreMix-Flüssigfütterungssystem inklusive Vertikalmischer, Sensorik und Steuerung. IMPRESSUM Herausgeber: Vogelsang GmbH & Co. KG Holthöge 10 – 14 | 49632 Essen (Oldenburg) | Deutschland Telefon: +49 5434 83 - 0 | Fax: +49 5434 83 - 10 [email protected] | vogelsang.info Geschäftsführung: Harald Vogelsang, Hugo Vogelsang, David Guidez Redaktionsleitung: Marketing Vogelsang Konzeption und Text: VOCATO public relations GmbH, www.vocato.com Gestaltung: Frese & Wolff GmbH, www.frese-wolff.de Auflage: 10.000 Exemplare Erscheinungsweise: halbjährlich Alle Informationen und Beiträge sind nach bestem Wissen aus- gewählt, jedoch ohne Gewähr. Anregungen, Wünsche und Beiträge nehmen wir jederzeit gern entgegen. Die Redaktion behält sich vor, diese gekürzt oder in veränderter Form zu veröffentlichen. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung, Verbrei- tung und Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (Druck, Fotografie, Mikrofilm oder in einem ande- ren Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung von der Vogelsang GmbH & Co. KG reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. THINK RED 02.2023 | 51