THINK RED | Das Vogelsang-Magazin vogelsang.info Ausgabe 7 | 2020 T H E VO G E L S A N G M AGA Z I N E THE NEW NORMAL Homeoffice und die digitale Arbeitswelt bei Vogelsang > Seite 12 WERTSTOFF GÜLLE Herausforderungen rund um die Welt. Ein Blick nach China, Kanada und in die Ukraine > Seite 24 KOLLABORATION MIT MEHRWERT Zusammen mit dem Ruhrverband entwickelte Vogelsang den modi- fizierten Abwasserzerkleinerer XRipper XRG186 > Seite 36 ZU SCHADE FÜR DIE TONNE Weiterverarbeitung von Aus- schuss. Der Industriezerklei- nerer RedUnit von Vogelsang in der Brotindustrie > Seite 42

EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, Leider ist es auch ein Jahr der abgesagten Messen und Veranstaltungen. Auch hier haben wir einen Das Jahr 2020 hat es in sich. Die COVID-19-Pandemie hat uns alle fest im Griff. Unser alltägliches Arbeitsleben hat sich geändert. Virtuelle Strukturen, gemeint damit sind Homeoffice und digitale Kommunikationswege, haben wir noch tiefgreifender als zuvor in unsere Prozesse integriert. Mit Erfolg: Auch in diesem Jahr haben wir Produkte neu- und weiterentwickelt, mit denen wir unseren Kunden echte Lösungen an die Hand geben wollen. Wir wissen, worauf es ankommt, gerade in diesen Zeiten. Vogelsang war und ist verlässlicher Partner, damit unsere Kunden ihre Produktion und Geschäftstätigkeit ohne Störungen sicherstellen können. Weg gefunden, den Kontakt zu Kunden und Partnern nicht abreißen zu lassen: Seien es kleine Veranstal- tungen vor Ort, seien es Online-Trainings, virtuelle Messen oder unser Showroom in Essen (Oldenburg), bestückt mit den neuesten Produkten und Lösungen, um unseren Kunden im Einzelgespräch einen Überblick über die neuesten Produktentwicklungen zu geben. Schauen wir ins nächste Jahr, sieht die Messelandschaft vielleicht schon ganz anders aus – einen Ausblick zu wagen, ist jedoch sehr schwierig. Diese Ausgabe hält wieder spannende Einblicke in unsere Vogelsang-Welt für Sie bereit: • Unser New Normal: Digitalisierung, nicht nur nach außen – auch in unserer Verwaltung spielt sie eine große Rolle. Lesen Sie, wie unsere Mitarbeiter mit Homeoffice umgehen und wie sich die Personalabteilung darauf einstellt. • Gülle ist leider noch nicht weltweit ein wichtiger Wertstoff. Wie das Thema Güllemanagement in anderen Ländern gehandhabt wird, lesen Sie ab Seite 24. • Erhalten Sie einen Blick in die Forschung. Vogelsang arbeitet mit dem Projekt FlexPump gemeinsam mit der Biogasanlage Biocraft Nohra (Thüringen) an einem Mischkonzept für Biogasanlagen. • Wie Vogelsang mit seinem Industriezerkleinerer RedUnit mit dazu beiträgt, dass Ausschuss in der Brotindustrie zu Futtermitteln weiterverarbeitet werden kann und somit nicht in der Mülltonne landet, lesen Sie ab Seite 42. • Auch in dieser Ausgabe stellen wir Ihnen einen überzeugten Kunden vor, der die Mobilität seiner Kunden aus der Reisebranche dank unserer RoadPump Plus, eines Systems zur schnellen und hygienischen Abwasser- entsorgung und Frischwasserversorgung, gewährleistet. • Kommen Sie mit nach Rothenschirmbach. Unsere Niederlassung in Sachsen-Anhalt ist seit über 25 Jahren vorwiegend im Bereich Agrar- technik mit 44 Mitarbeitern für Kunden, meist aus der Region, vor Ort. • Und wir schauen ins nächste Jahr und hoffen, dass wir uns im Februar auf der EnergyDecentral in Hannover treffen. Viel Spaß beim Lesen! Herzlichst Ihr Harald Vogelsang THINK RED 07.2020 | 03

12 Titelstory The New Normal Homeoffice und die digitale Arbeitswelt bei Vogelsang Unternehmen 46 STIMMEN FÜR VOGELSANG. FRANK WADLINGER „Wir von der Westfalen Gruppe haben uns für Vogelsang entschieden, weil wir so die Mobilität unserer Gäste bestmöglich gewährleisten können.“ Frank Wadlinger, Betreiber einer Westfalen- Tankstelle in Münster-Amelsbüren, Deutschland. 48 54 AROUND THE WORLD. VOGELSANG-NIEDERLASSUNG ROTHENSCHIRMBACH Regional und nah am Kunden ARBEITEN BEI VOGELSANG „Ich bin einfach gerne in der Firma, weil mir das Arbeiten hier Spaß macht!“ Björn Freye, Fach- informatiker Systemintegration, arbeitet seit 15 Jahren mit viel Engagement und Begeisterung bei Vogelsang. Standards 03 Editorial 04 55 Inhalt Impressum 48 Around the world. Vogelsang-Niederlassung Rothenschirmbach Regional und nah am Kunden THINK RED 07.2020 | 05

STAY CONNECTED DAS ERSTE VIRTUELLE, INTERNATIONALE VERTRIEBSMEETING Business as usual – eigentlich ja, nur eben virtuell: Die COVID-19- Pandemie hat auch Vogelsang zum Umdenken und zu neuen Konzepten motiviert: Zum ersten Mal hat das jährliche internationale Vertriebsmeeting in virtueller Form stattgefunden. Der konstante Austausch mit dem weltweiten Vertrieb ist ein wichtiger Erfolgs- faktor innerhalb der internationalen Wachstumsstrategie. Das Meeting dient als Plattform zur Information (zum Beispiel über die geschäftliche Entwicklung und Ausrichtung oder Produktneu- entwicklungen), aber auch als Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und Motivationstreiber für die Tochtergesellschaften. Das ist im Hinblick auf die Pandemie-Situation mit ihren Folgen besonders wichtig – nur zusammen können wir schnell lernen und reagieren. Auch in virtueller Form war das Vertriebsmeeting ein großer Erfolg und hat erstaunlich gut geklappt. Was haben wir gelernt? „Wir werden aufgrund des Erfolges nun vierteljährlich Vertriebsmeetings durchführen (Mix zwischen virtueller und Face-to-Face-Kommunikation) und auch Trainings zu Produktneuentwicklungen in Form von Webinaren anbieten“, fasst Harald Vogelsang, Geschäftsführer die Situation zusammen. ERNEUTE AUSZEICHNUNG ALS INNOVATIONS- FÜHRER DEUTSCHLANDS Zum zweiten Mal in Folge wurde Vogelsang im April dieses Jahres vom Wirtschafts- forschungsinstitut Prognos als Deutschlands Innovationsführer ausgezeichnet. „Diese erneute Auszeichnung ist für uns Freude und Herausforderung zugleich. Damit wir diesem Status auch in Zukunft gerecht werden, investieren wir weiterhin konsequent in neue Produkte und Produktentwicklungen sowie in das Know-how unserer Mitarbeiter“, fasst Hugo Vogelsang, Geschäftsführer und verantwortlich für den Bereich F&E, diese Ehrung zusammen. NEUES VERTRIEBSBÜRO IN UNGARN Im Zuge der internationalen Wachstumsstrategie hat Vogelsang im Mai 2020 ein Vertriebsbüro in Ungarn eröffnet. Mit Attila Sinkó, verantwortlich für den Vertrieb in Ungarn für alle Marktsegmente, steht nun ein vertriebserfahrener Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung, um Marktanforderungen und Kundenwünsche noch schneller lokal umsetzen zu können. THINK RED 07.2020 | 07

FIMA – Agrartechnik-Treffpunkt in Spanien 25. Februar bis 29. Februar 2020 in Saragossa, Spanien Auch in Spanien traf sich die Agrar- branche gleich zu Beginn des Jahres. Im Zuge der kontinuierlich wachsenden Bedeutung des spanischen Marktes hat Vogelsang auf der FIMA mit einer großen Auswahl aus seinem breiten Produktportfolio zur präzisen Gülle- ausbringung teilgenommen. Highlight war jedoch der Produkt-Launch des Prototypen UniSpread, eines extrem flexiblen Universalgestänges, das speziell für kleine Arbeitsbreiten entwickelt worden ist. Vogelsang bietet den UniSpread für den Einsatz in Kombination mit Schleppschlauch- systemen sowie Schleppschuhsystemen an, um der Nachfrage nach flexiblen Ausbringtechniken gerecht zu werden. Pumps & Valves – der Treffpunkt für Instandhalter 12. Februar bis 13. Februar 2020 in Dortmund, Deutschland Die Fachmesse für Pumpen, Armaturen und Prozesse mit dem Schwerpunkt Instandhaltung ist die ideale Veranstal- tung für Vogelsang, um dem industriellen Fachpublikum sein extrem servicefreund- liches Pumpenportfolio vorzustellen. Auf dem Stand konnte Vogelsang die Besucher mit seinen Drehkolbenpumpen der VX-Serie sowie der IQ-Serie, beide mit einzigartigem Service-Konzept, über- zeugen. Außerdem punktete Vogelsang mit seinem Kommunikationskonzept – wir haben den zweiten Platz beim Award für die meisten Besucherregistrierungen gewonnen. Biogas Infotage 29. Januar bis 30. Januar in Ulm, Deutschland Auch die Biogas-Branche hat sich gleich zu Beginn des Jahres in Ulm zum Infor- mationsaustausch getroffen. Vogelsang präsentierte seine innovativen Lösungen zur Anlagenoptimierung auf den Biogas Infotagen in Süddeutschland mit einem Ausschnitt aus seinem breiten Produkt- portfolio: Ausgestellt wurden unter ande- rem das universelle Flüssigfütterungs- system, der PreMix, sowie ein sehr leistungsstarkes Pumpensystem, der CC-Cut – eine Kombination aus RotaCut und Exzenterschneckenpumpe für zuver- lässiges und störungsfreies Pumpen von hochviskosen und anspruchsvollen Medien. THINK RED 07.2020 | 09

MESSE. VORSCHAU ENERGYDECENTRAL VOGELSANG AUF DER ENERGYDECENTRAL Messegelände Hannover 9.–12. Februar 2021 Halle 9, Stand J11 INNOVATIONEN LIVE Treffen Sie uns im Februar 2021 auf der EnergyDecentral, der internationalen Fachmesse für innovative Energieversorgung D ie Vorbereitungen für die auf- grund der Corona-Pandemie auf den 9. bis 12. Februar 2021 verschobene Messe gehen voran. Trotz aller gegenwärti- gen Unwägbarkeiten beschäfti- gen sich der Veranstalter und die Aussteller intensiv damit, auch unter diesen spezi- ellen Voraussetzungen eine für die Besu- cher interessante und informative Messe vorzubereiten. Entsprechend den neuen Anforderungen an Hygiene und Abstände wurde die Messe komplett neu geplant, die EnergyDecentral ist als Teil der EuroTier nun in der Halle 9 auf dem Messegelände in Hannover zu finden. Ein wichtiges Thema ist die Ener- gieerzeugung in der Landwirtschaft: Ein eigenes Special im Rahmen des Fachpro- gramms ist diesem Thema gewidmet, mit Fokus auf die smarte Nutzung der eigener- zeugten Elektrizität. DisRuptor – mechanische Desintegration Wissenschaftlich betreute Projekte und Langzeitversuche bei Kunden belegen den Nutzen des Systems zur mechanischen Desintegration, egal ob für strukturreiche Substrate wie Mist und Stroh oder Mais- silage. Insbesondere die Systemlösungen lassen sich dank des Plug-and-Play-Ansat- zes schnell und unkompliziert integrieren. Auf dem Stand in Halle 9 können sich die Besucher dazu umfangreich informieren. PreMix-Feststoffdosierer Die PreMix-Flüssigfütterung als System- lösung bietet erhebliche Vorteile, insbeson- dere bei der Nachrüstung, die vielen noch nicht bekannt sind. Auf dem Messestand können sich die Besucher informieren, wie unkompliziert eine Modernisierung der Feststoffdosierung verlaufen kann. GL-Serie – leicht, kompakt, leistungsstark Die einzigartig leichten und kompakten Drehkolbenpumpen der GL-Serie bieten vor allem im Straßentransport bedeutende Vorteile. Die konsequente Leichtbauweise und das aufs Wesentliche reduzierte Konzept der GL-Serie überzeugen durch bis zu 55 Prozent Gewichtseinsparung und einem zu 35 Prozent geringeren Platzbedarf. Vogelsang informiert auf dem Stand J11 in Halle 9 über die jüngsten Entwicklungen im Bereich Pump- und Zerkleinerungstechnik, Feststoffdosierung und Desintegra- tionsverfahren. Hygienekonzept der Messe Um allen Besuchern einen ebenso sicheren wie informativen Besuch der Messe zu ermöglichen, werden die Laufwege deutlich verbreitert sowie Maßnahmen zur Regulierung der Besucherdichte in den Eingängen und Restaurants umgesetzt. Neu ist, dass alle Besucher ihre Tickets vorab über den Ticketshop der Messe erwerben und sich damit für eine eventuell mögliche behördliche Nachverfolgung registrieren müssen. THINK RED 07.2020 | 11

THE NEW NORMAL Homeoffice und die digitale Arbeitswelt bei Vogelsang THINK RED 07.2020 | 13 THINK RED 07.2020 | 13

80 Prozent der befragten Vogelsang-Mitarbeiter arbeiten gerne oder eher gerne von zu Hause aus.  80 %  77 % 77 Prozent arbeiten effektiver im Homeoffice. 75 Prozent der befragten Marketing-Mitarbeiter arbeiten eher nicht gern von zu Hause aus.  75 %  INTERNE UMFRAGE BEI VOGELSANG 80 %  80 Prozent wünschen sich weiterhin im Homeoffice zu arbeiten. 100 % Im Gegensatz dazu sieht der Vertrieb das Homeoffice zu 100 Prozent positiv. THINK RED 07.2020 | 15

Videokonferenzen auch nur bedingt wahrnehmbar sind und im Telefongespräch ganz verloren gehen. Führung auf Distanz ist daher unpersönlicher. Ande- rerseits fördert das Homeoffice die Selbstständigkeit des Mitarbeiters. Kleinigkeiten, die sonst per Zuruf erfragt wurden, klärt oder entscheidet er nun selbst. Es gilt daher, den Führungsstil daran anzupassen und Lösungswege zu finden, die die (räumliche) Distanz zwischen Führungskraft und Mitarbeitern so gering wie möglich erscheinen lassen. Ein wichtiger Aspekt dabei, die Wertschätzung für die Mitarbeiter genauso spürbar wie im persönli- chen Austausch rüberzubringen, ist die Möglichkeit zur individuellen Weiterentwicklung. Die Angebote an digitalen Weiterbildungsmöglichkeiten sind vielfältig und haben den Vorteil, dass Reise- und Übernach- tungskosten sowie Anreisezeiten eingespart werden können. Auf der Strecke bleibt aber auch das Networ- king nach den Trainings. 3 Unternehmenskultur Das Corona-Virus hat Vogelsang und viele andere Unternehmen dazu gezwungen, auch gegen manche Bedenken innerhalb kürzester Zeit eine Homeoffice-Kultur einzuführen. Mit dem Ergebnis, dass es funktioniert. Die Qualität leidet nicht unter dem Einfluss von Homeoffice. Mit dieser posi- tiven Erfahrung gelingt auch der mentale Wandel weg von einer starren Präsenzkultur, hin zu einer Ergeb- niskultur. Um die digitale Arbeitswelt auch nachhaltig in einer Unternehmenskultur zu verankern, kommt es neben modernen Arbeitsmitteln und einer reibungs- losen Technik auch auf das Vorleben dieser Kultur durch die Vorgesetzten an. Flexibles Recruiting deutschlandweit WELTWEIT VERNETZTE ARBEITSPLÄTZE Damit die digitale Arbeitswelt auch langfristig gelin- gen kann, kommt es aus Sicht der Personalverantwort- lichen auf drei wichtige Faktoren an: 1 Kommunikation Über regelmäßige Videokonferenzen lässt sich der Draht zu den Kollegen aufrechterhalten. Vogelsang nutzt dafür das Tool GoToMeeting mit Kamera für eine virtuelle Face-to-Face-Kommu- nikation und führt damit Videokonferenzen auch in großen Gruppen von 30 Kollegen oder mehr durch. 2 Virtuelle Führung Das Homeoffice hat Einfluss auf die Führungs- kultur. Denn eine Kommunikation, die nicht von Angesicht zu Angesicht stattfindet, fördert die Distanz. Es fehlen Mimik und Gestik, die über Die Digitalisierung der Arbeitswelt und die damit fle- xiblen Arbeitsmodelle wie Homeoffice bergen darüber hinaus auch großes Potenzial für die Gewinnung von neuen Mitarbeitern. Denn gerade Unternehmen wie Vogelsang, die im ländlichen Raum angesiedelt sind und nicht in Ballungszentren oder im Umfeld von Mil- lionenstädten sitzen, verschwinden allein schon des- halb häufig vom Radar der Nachwuchskräfte. Stephan Illmer: „Das ortsunabhängige Arbeiten macht uns auch im Recruiting flexibler. Denn es ermöglicht uns, über die regionalen Grenzen hinaus um neue Mitarbeiter zu wer- ben. Das ist eine große Chance für Vogelsang.“ Worauf es dabei ankommt und wie der Arbeits- platz der Zukunft bei Vogelsang aussieht, darüber sprach die THINK-RED!-Redaktion mit Stephan Illmer, Personalleiter bei Vogelsang. THINK RED 07.2020 | 17

DIGITALISIERUNG IM PERSONALWESEN. INTERVIEW „AUS ANFÄNGLICHER SKEPSIS IST FAST SCHON EINE HOMEOFFICE- EUPHORIE ENTSTANDEN“ Vogelsang-Personalleiter Stephan Illmer über Recruiting-Strategien, den Arbeitsplatz der Zukunft und die Digitalisierung des Personalbereichs THINK RED!: Worauf kommt es an, um im Wettbewerb um Fachkräfte die Nase vorn zu haben? Stephan Illmer: Heutzutage buhlt eher der Arbeitge- ber um die Gunst des Bewerbers. Die Stellenanzeige ist die Bewerbung beim Arbeitnehmer, nicht mehr umge- kehrt. Hier kommt es auf Alleinstellungsmerkmale an. Der Zuschuss zur betrieblichen Altersvorsorge oder freie Getränke sind allgemein schon Standard, damit holt man niemanden mehr wirklich ab. Aber komplett ortsunabhängiges Arbeiten, Bewerbungen auf Stellen, deren Firmensitz hunderte Kilometer weg ist, waren früher ohne anschließenden Umzug nicht denkbar. Wir ermöglichen das und stellen damit eine ausge- prägte Work-Life-Balance unserer zukünftigen und bestehenden Mitarbeiter sicher. THINK RED 07.2020 | 19

nach seinen Bedürfnissen nutzen. Daneben sind wir mit einem volldigitalen Personal-Controlling ausgestattet. Damit sind wir in der Lage, alle vorhandenen Daten in Relation zu setzen und grafisch über das Informations- tool auszuwerten. Darüber hinaus nutzen wir ein elek- tronisches Bewerbermanagement, das den Abteilungen einen direkten Zugriff auf die Bewerberdaten ermög- licht. Auch setzen wir einen digitalen Arbeitszeugnis- manager mit direkter digitaler Bewertung durch den Vorgesetzten ein. In Planung ist die digitale Reisekosten- abrechnung via Mitarbeiterportal. Was ist Ihrer Meinung nach erforderlich, um den Personalbereich selbst zukunftsfähig aufzustellen? Aus digitaler Sicht ist die Personalabteilung bereits sehr gut aufgestellt. Wir führen zum Beispiel eine digi- tale Personalakte. Sie ermöglicht es auch den Mitar- beitern in der Personalabteilung, fast vollständig von zu Hause aus zu arbeiten. Das war früher mit Papier- akte undenkbar. Bescheinigungen werden direkt ins digitale Postfach des Mitarbeiters geladen. Wir haben keine Papier-Formulare mehr und dadurch auch viel weniger Bürokratie. Dabei sind alle Digitalisierungs- maßnahmen abgestimmt auf die DSGVO. EINE MISCHUNG AUS PRÄSENZ UND HOMEOFFICE FÖRDERT DIE AKZEPTANZ DER NEUEN ARBEITSKULTUR Wie wird sich die Personalabteilung bei Vogelsang weiterentwickeln? Die Mitarbeiterinnen werden sich mittelfristig fachlich weiterbilden und streben hier anerkannte IHK-Abschlüsse an, beispielsweise die „Personalfach- kauffrau“ und die „Fachkraft Personalwesen“. Ziel ist es, die Kolleginnen und Kollegen noch intensiver bei ihrer Arbeit, etwa bei Vorstellungs- oder Kranken- rückkehrgesprächen, unterstützen zu können. Im Zuge der weiteren Entwicklung der Corona- Situation gehen wir außerdem davon aus, mit neuen Anforderungen konfrontiert zu werden. E-Learning wird zukünftig einen enormen Stellenwert erlangen. Hier erfahren wir seitens der Geschäftsführung eine tolle Unterstützung. Denn sie ist offen für technischen Fortschritt und scheut die dadurch ent- stehenden Kosten nicht. Das ist nicht selbstverständlich. Für uns bedeutet es eine enorme Flexibilität und Arbeitserleichterung. THINK RED 07.2020 | 21

VOGELSANG AUF DER INNOTRANS Berlin 20.–23. September 2022 hat der Diplomingenieur für Elektrotechnik nicht nur einen fundierten technischen Hintergrund, sondern kennt sich auch mit der Optimierung interner und externer Prozesse aus. „Zusammen mit meinem moti- vierten Team möchte ich die Positionierung des Bereichs Verkehrstechnik national und international stärken. Innovation und höchste Zuverlässigkeit sind hier die Stichworte.“ So erklärt Jürgen Jonuscheit die Zielset- zung seiner Arbeit. Oben: Bahnbehandlungs- gleis mit TUnit- Mehrplatzanlagen Ganz links: verbesserte Anwenderhygiene bei der Entleerung der Bordtoilettentanks Links: Jürgen Jonuscheit, neuer Business Unit Leiter des Bereichs Verkehrstechnik THINK RED 07.2020 | 23

WERTSTOFF GÜLLE HERAUSFORDERUNGEN RUND UM DIE WELT Ein Blick nach China, Kanada und in die Ukraine C A N A D A U K R A I N E C H I N A THINK RED 07.2020 | 25

Poltawa UKRAINE So ist die Lage Während ukrainische Landwirte im Ackerbau oft modernste Technik einsetzen, spielt die organische Düngung für sie eine untergeordnete Rolle. Das rührt auch daher, dass Betriebe mit Viehhaltung Gülle oft als lästiges Nebenprodukt sehen. Eine verbreitete Lösung sind deshalb Güllelagunen, die als unkompli- zierter Lagerungsort für Gülle dienen. Wo drückt der Schuh? In der Ukraine gibt es heute viele, teils sehr große Güllelagunen mit einem Volumen von 20.000 bis 80.000 Kubikmetern. Da die landwirtschaftlichen Betriebe bislang kaum in notwendige Mix- und Pump- technik investiert haben, wurden die Becken über Jahre hinweg nicht bewegt. Zurück bleiben daher Lagunen mit einer sehr zähen Sedimentschicht, welche die Betriebe mit herkömmlichen Kreiselpumpen nicht mehr bearbeiten können. Erste Lösungsansätze Durch die hohe Saugleistung der Drehkolbenpumpen von Vogelsang gelingt es den Betrieben, die Sediment- schichten abzupumpen und die Lagunen vollständig zu entleeren. Der zeitliche Aufwand dafür ist zwar hoch, aufgrund des Kostenvorteils gegenüber einem geeigneten Rührwerk jedoch eine effiziente und wirt- schaftliche Lösung. • Unternehmen: Schweinemastbetrieb Globine • Größe: 12.500 Schweine • Ort: Poltawa • Vogelsang-Produkt: Drehkolbenpumpe der VX-Serie, 60.000 m³ Pumpleistung pro Jahr „Mit der Drehkolbenpumpe gelingt es uns, die Güllelagunen auch unter schwierigen Bedingungen zu leeren. Selbst große Becken mit einer Ansaugtiefe von bis zu acht Metern stellen für die Pumpe kein Problem dar.“ Witaly Klimenko, technischer Leiter bei Schweinemastbetrieb Globine, Ukraine THINK RED 07.2020 | 27

AGRARTECHNIK. INTERVIEW „DER BEDARF AN ZUVERLÄSSIGER TECHNIK FÜR EFFIZIENTES GÜLLEMANAGEMENT STEIGT INTERNATIONAL“ Interview mit Hubert Schmidt, Leiter Vertrieb Agrartechnik International bei Vogelsang THINK RED!: Herr Schmidt, in Deutschland gibt es zahlreiche Anforderungen für die Aufbe- reitung und Verteilung von Gülle. Die Vorgaben dienen in erster Linie dem Schutz landwirt- schaftlicher Flächen und der Umwelt. Wie wirken sich die Regularien auf die Arbeit von Landwirten und Lohnunternehmen aus? Hubert Schmidt: Gesetzliche Rahmenbedingungen wie die Düngeverordnung in Deutschland stellen die Agrarwirtschaft vor die Herausforderung, ihr Güllema- nagement auf der einen Seite gesetzeskonform und auf der anderen Seite wirtschaftlich und pflanzengerecht auszulegen. In immer kürzeren Zeitfenstern müssen sie die Gülle bodennah und streifenförmig ausbringen. Das gelingt nur mit einer präzisen Ausbringtechnik. In Deutschland wissen die Landwirte den „Wert“ von Gülle sowie die Vorteile organischer Düngung zu schät- zen. Die strikten Anforderungen bringen sie allerdings auch an ihre Grenzen. Investitionen in neue Technik können hoch sein, jedoch sind die Ressourcen – vor allem in kleinen Betrieben – oft gering. Stehen die Betriebe in anderen Ländern vor der gleichen Herausforderung? Teilweise. Es gibt durchaus Länder, in denen die Gül- leverteilung ebenfalls strengen Restriktionen bei- spielsweise im Hinblick auf Ausbringzeit und -menge unterliegt – die Niederlande sind ein Beispiel dafür. Weltweit beobachten wir jedoch große Unterschiede bei den Herausforderungen im Güllemanagement. In vielen Ländern fehlt beispielsweise die nötige wirt- schaftliche Infrastruktur und damit auch die Tech- nik, um Gülle umweltfreundlich und pflanzengerecht einzusetzen. In manchen Ländern entsteht überhaupt erst langsam das Bewusstsein für die Vorteile einer präzisen organischen Düngung. Denken Sie, dass sich das Güllemanagement zukünftig auch außerhalb von Deutschland verändern wird? Ja, in einigen Ländern beobachten wir bereits entspre- chende Entwicklungen – beispielsweise in China und Kanada. Förderprogramme werden aufgesetzt, Restrik- tionen erlassen. Häufig stecken diese Maßnahmen aber noch in den Kinderschuhen. Tendenziell steigt das Bewusstsein für ein umweltfreundliches und effi- zientes Güllemanagement weltweit. Vor allem Länder mit einem großen Anteil an Agrarwirtschaft benötigen zukünftig Lösungen, um die Umweltbelastung durch den unbedachten Umgang mit Gülle zu reduzieren. Welche Rolle nimmt Vogelsang in dieser Entwicklung ein? Vogelsang ist seit vielen Jahren mit Experten vor Ort und leistet Pionierarbeit. Das heißt, wir unterstützen in Forschung und Lehre und stehen permanent im Austausch über den jeweiligen Stand der Technik. Wir sehen weltweit einen steigenden Bedarf an zuverlässiger Technik für ein effizientes Güllemanagement – sowohl an einzelnen Komponenten als auch an kompletten Systemen. So unterschiedlich die Herausforderungen in den Ländern sind, so flexibel sind unsere Produkte. Unseren Kunden geben wir lösungsorientierte Produkte an die Hand: von Drehkolbenpumpen über Exaktver- teiler bis hin zu Schleppschlauchgestängen. Wir werden dieses Engagement in Zukunft weiter ausbauen und verfolgen die weltweiten Entwicklungen im Güllema- nagement mit großer Spannung. THINK RED 07.2020 | 29

MIST REIN, WIRTSCHAFT- LICHKEIT RAUF Partnerschaft zur Anlagenoptimierung: In Nohra arbeiten Vogelsang und Biocraft Nohra mit Partnern aus der Industrie und Forschung am Projekt FlexPump – einem Mischkonzept für den flexibilisierten, effizienzoptimierten und Multi-Feedstock-fähigen Betrieb von Biogasanlagen. Mit Erfolg. W ertloses erfolgreich vermarkten. Um- gangssprachlich sagt man auch gerne derb: „aus Sch... Geld machen“. In Grammetal nimmt man es wört- lich, und zwar erfolgreich: Dort werden tierische Exkremente in der Biogasanlage der Biocraft Nohra wirtschaftlich in Energie verwandelt. Dabei war der Auslöser für die Umstellung des Betriebskonzeptes eher unerfreulich: Der benachbarte Industriebetrieb, der die gesamte Wärme der Anlage nutzte, schloss die Pforten. Man musste sich etwas Neues einfallen lassen. Das ist beeindruckend gelun- gen und nebenbei wurde noch ein Mehrwert für die Umwelt und regionale Agrarbetriebe geschaffen. THINK RED 07.2020 | 31 THINK RED 07.2020 | 31

Statt zusätzlichen Lagerraum für Gärreste zu errichten, um neue Anforderungen der Düngemittelverordnung zu erfüllen, wurde das Endlager zu einem Nachgärer aufgerüstet und so mehr Gärraum geschaffen. zu produzieren und gleichzeitig die Bemessungsleis- tung von 13.000 MWh pro Jahr voll auszuschöpfen und weitere Erlöse zu generieren. Weitere Anpassungen folgten beim Substratmix und der Einbringtechnik. Der Plan sah vor, Silage und insbesondere Maissilage durch Hähnchen-, Puten- und vor allem Rindermist von regionalen Betrieben zu erset- zen. Für die Anlage ergaben sich daraus mehrere Vor- teile: Zum einen ein finanzieller Vorteil, denn die Anlage wird anhand des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2012 (EEG 2012) vergütet. Es ordnet Mist der Stoffklasse II zu, für die eine um 2 Cent höhere Vergütung pro kWh Strom gewährt wird. Zum anderen reduziert sich das Volumen der zugeführten Substrate bzw. der abzuge- benden Gärreste, wodurch insgesamt weniger Behälter- volumen und Transporte erforderlich sind. Und auch für die Geschäftspartner aus der Landwirtschaft und die Umwelt bietet das neue Konzept Vorteile. Da der Mist erst in der Biogasanlage vergoren wird und nicht mehr direkt auf den Feldern ausgebracht wird, verringern sich die Methan-Emissionen deutlich. Gleichzeitig werden Chimären und Unkräuter im Prozess weitestgehend abgetötet und es wird so die Notwendigkeit von Pflan- zenschutzmaßnahmen reduziert. Die Analyse der Anlage zeigte jedoch auch, dass die Viskosität im Fermenter bereits grenzwertig war. Eine sichere Durchmischung war nicht gewähr- leistet. Es gab Probleme mit den Rührwerken bis hin zum Bruch eines Flügels. Ferner näherte sich das Feststoffdosiersystem dem Ende seiner technischen Lebensdauer. Es war klar, dass ohne Anpassungen bei der Fermenterbeschickung ein Umstieg auf Mist als Hauptinputstoff nicht möglich war. Die Umstellung von Silage auf Hähnchen-, Puten- und vor allem Rindermist brachte finanzielle Vorteile, eine Verringerung der Methan-Emissionen und weniger Transporte. Neues Konzept bei der Separation der Gärreste Zunächst werden die Gärreste separiert. Die dabei gewonnene feste Fraktion ist deutlich transportwürdi- ger, es bedarf erheblich weniger Fahrten, um sie mittels Miststreuer auf den Feldern als Dünger zu verteilen. Die bei der Separation anfallende flüssige Fraktion wird zum Teil zurück in den Fermenter geführt und reduziert dort die Viskosität der Biosuspension. Ein weiterer Teil wird mittels der Abwärme eingedampft und dabei weiter gereinigt. Es entsteht eine Ammo- niumsulfat-Lösung (ASL), die in weiter entfernt lie- genden Ackerbauregionen als Mineraldünger genutzt wird. Gleichzeitig werden so täglich rund 20 Kubikme- ter Wasser aus dem Kreislauf ausgeschleust. Außerdem wurde ein zusätzliches baugleiches MWM BHKW in Betrieb genommen, um flexibel bis zu 3 MWh Strom THINK RED 07.2020 | 33

Das geballte Know-how unterschiedlicher Partner fließt in das staatlich geförderte Projekt FlexPump ein. FlexPump – Entwicklung und Demonstration eines pumpenbasierten Mischkonzeptes für den flexibilisierten, effizienzoptimierten und multifeedstockfähigen Betrieb von Biogasanlagen Der weitere Ausbau des regenerativ bedienten Stromsystems erfordert einen wirtschaftlichen und optimierten flexiblen Betrieb der bestehenden und neu zu errichtenden Biogasanlagen. Unter Beachtung der gegebenen Vorzüge wie Verlässlichkeit, Regelbarkeit und der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten sind effiziente Konzepte und Technologien zu entwickeln, die langfristig einen nachhaltig rentablen Betrieb unabhängig von staatlicher Förderung gewährleisten. Ein immenses Potenzial liegt hierbei in der Optimierung der Durchmischung der Gärsubstrate, verbunden mit einer effizienten und gezielten Technik zur Substrateinbringung und -vorbehandlung. Im Rahmen des Verbundvorhabens wird ein Gesamtsystem zur hydrauli- schen Durchmischung von Biogasreaktoren entwickelt und unter Praxis- bedingungen im Pilotmaßstab überprüft und optimiert. Jeder Projektpart- ner übernimmt einen speziellen Aufgabenbereich. Das IKTS entwickelt ein Verfahrenskonzept und bewertet den Mischprozess mittels Prozess-Tomo- graphie und numerischer Strömungssimulation. Die Anpassung und Opti- mierung des Pumpsystems sowie von dessen Prozessparametern erfolgen durch Vogelsang. Zudem wird ein Konzept zur Regelung des Gesamtpro- zesses erarbeitet. A&U zeichnet sich verantwortlich für die Einbindung des pumpenbasierten Mischsystems in die Biogasanlage Nohra inklusive der Bewertung des Mischsystems unter Praxisbedingungen. Mikroskopische Aufnahmen der Feststoffe vor und nach der Behandlung mit dem DisRuptor zeigen die Wirkung der mechanischen Desintegration. der mechanischen Desintegration deutlich erkennen. Ehemals glatte Oberflächen gleichen nach der Aufbe- reitung einer Hochgebirgslandschaft, durchzogen von Schluchten und Kratern. Anschließend wird die so aufbereitete Suspension ebenfalls im oberen Bereich zurück in den Fermenter geleitet, wo die fermentieren- den Bakterien von der vergrößerten Angriffsfläche und dem erleichterten Zugang zu den Nährstoffen profitie- ren. Als Nebeneffekt reduzieren beide Maßnahmen die Viskosität der Suspension, und das macht sich deutlich bemerkbar. Weniger Silage. Steigerung des Mistanteils auf 70 Prozent. Seit der Inbetriebnahme der PreMix Flüssigfütterung sowie der mechanischen Desintegration mit dem Dis- Ruptor wurde der Mistanteil von 15 auf 70 Prozent gesteigert. Als logische Konsequenz des erhöhten Mistanteils bzw. der reduzierten Zufuhr von Gülle und Maissilage stieg der TS-Gehalt im Fermenter von Mai 2019 bis Juni 2020 um über 2 auf 14,3 Prozent an, obwohl das Zentrifugat aus der Separation teil- weise zurückgeführt wird. In der Literatur wird eine solche Suspension gerne als nicht mehr pumpfähig bezeichnet. In Nohra sank die Viskosität im gleichen Zeitraum kontinuierlich von 17,95 Pa s auf 3,3 Pa s (gemessen bei einer Scherrate von 10 s-1). Weitere Untersuchungen und Analysen im Rah- men des Projektes bestätigen die ersten Ergebnisse. Simu- lationen zeigen eine deutlich bessere Durchmischung des Fermenters. Gleichzeitig sank die Stromaufnahme der Rührwerke. Kein Wunder, dass die Beteiligten mit Spannung auf weitere Ergebnisse warten. Doch noch befindet sich die Praxiserprobung in der Optimierungsphase. Andreas Kellner, Biocraft Nohra, ist bereits jetzt zufrieden mit den ersten Ergeb- nissen. Aber das Ende der Fahnenstange ist auch für ihn noch nicht erreicht. So soll der Mistanteil weiter gesteigert werden. Daneben hat er, gemeinsam mit sei- nem Partner Bernd Schmitz von A&U, schon weitere Pläne: Stroh soll demnächst Teile der jetzigen Futter- ration ersetzen. Eines ist beiden klar: Ohne die Vogelsang- Technik zur Aufbereitung der Substrate bzw. Biosuspension wäre selbst das bis jetzt Er- reichte undenkbar gewesen. THINK RED 07.2020 | 35

KOLLABORATION MIT MEHRWERT Zusammen mit dem Ruhrverband entwickelte Vogelsang den modifizierten Abwasser- zerkleinerer XRipper XRG186 im Mehr über den Ruhrverband Seite 41 THINK RED 07.2020 | 37 D em Ruhrverband kommen rund 4.478 Quadratkilometer großen Flussgebiet der Ruhr viele wichtige Aufgaben zu. Er unterhält acht Talsperren sowie fünf Stau- seen und sichert damit die Trinkwasserver- sorgung von rund 4,6 Millionen Menschen. Das öffentlich-rechtliche Wasserwirtschaftsunterneh- men betreibt außerdem mehr als 60 Kläranlagen, die täglich das Abwasser von 2,2 Millionen Menschen reinigen. Seit mehr als 100 Jahren sorgt der Ruhrver- band so für die Reinheit und die Wasserqualität der Ruhr. Dabei verantwortet das Unternehmen auch rund 160 Pumpwerke und 558 Niederschlagswasser- behandlungsanlagen. in der Abwasserbranche bekommt auch der Ruhrverband deutlich zu spüren: Immer häufiger verstopfen Feucht- tücher und Kosmetikartikel, die Verbraucher über die Toilette entsorgen, Pumpen und Kanäle. Zuletzt ver- schärfte auch die Corona-Pandemie die Abwassersitua- tion. Denn das Hamstern von Toilettenpapier des einen Teils der Bevölkerung führte dazu, dass der andere Teil auf vermeintliche Alternativen, zum Beispiel Taschen-, Küchen- oder Feuchttücher, zurückgriff. Diese Stoffe zersetzen sich jedoch nur langsam. Die Folge: Störun- gen in der Abwasserinfrastruktur. Die steigenden Herausforderungen

So funktioniert der XRipper XRG Die XRG-Baureihe der XRipper Abwasser- zerkleinerer ist für hohe Durchflussmengen bzw. hohe Störstoffanteile in großen Abwasser- kanälen ausgelegt. Abfälle im Abwasser, wie Feuchttücher und Putzlappen, zerkleinert er energieeffizient. Ausgestattet ist der Abwasser- zerkleinerer mit einer neuen Variante der so- genannten High Capacity Units. Diese bestehen aus jeweils einer rotierenden Lochsiebtrommel. Während das Wasser den Zerkleinerer weitest- gehend ungehindert passiert, halten High Capacity Units die Störstoffe auf und fördern sie konti- nuierlich in die Mitte des Zerkleinerers, wo die monolithischen One-Piece-Ripperrotoren sie zerkleinern. Das verhindert Verzopfungen und Verstopfungen in den nachfolgenden Pumpen und im Abwassersystem. Der neue XRipper XRG186 ist mit einer 1,82 Meter hohen und 1,22 Meter breiten Zerkleinerungskammer ausgestattet und dadurch auf noch höhere Durchflussmengen von bis zu 7.140 Kubikmetern pro Stunde ausgelegt. In der Pumpstation Witten sind vier Kreiselpumpen für die Förderung des Abwassers installiert. Die Tro- ckenwetterpumpe verfügt über eine Förderleistung von maximal 220 Litern pro Sekunde. Bei Regenwetter Von links: Rüdiger Ernsting, Vertrieb bei Vogelsang; Sven Cybulski, Monteur, Instandhaltungsmanagement Ruhrverband; Dirk Burghardt, Gruppenleiter der Maschinentechnik, Instandhaltungs- management Maschinen- und Elektro- technik des Ruhrverbandes; Harald Vogelsang, Geschäftsführer von Vogelsang; und Torsten Burhorst, Teamleiter Forschung & Entwicklung Zerkleinerungstechnik bei Vogelsang kommen zwei von drei weiteren trocken aufgestellten Kreiselpumpen mit einer Gesamtleistung von maxi- mal 700 Litern pro Sekunde zum Einsatz – dabei steht immer eine Pumpe als Reserve für den Fall der Fälle zur Verfügung. Man spricht hier von einem redun- danten System. Neben den vier Pumpen für Abwasser sind in dem Gebäude zudem drei Hochwasserpumpen untergebracht. Durch eine hohe Anzahl an Feuchttüchern, Kosmetikartikeln und anderen Störstoffen im Abwas- ser verstopften die Kreiselpumpen häufig. THINK RED 07.2020 | 39

Der Ruhrverband in Zahlen Zum Ruhrverband gehören 8 Talsperren Trinkwasser- versorgung für 4,6 Mio. Menschen 60 Städte und Gemeinden 160 Pumpwerke 64 Kläranlagen 107 Jahre alt Flussgebiet der Ruhr 4.478 Quadratkilometer d n a b r e v r h u R © 5 Stauseen 558 Niederschlags- wasserbehandlungs- anlagen Über 300 Kilometer Abwasserkanäle und Druckrohrleitungen Hauptverwaltung des Ruhrverbands in Essen Der Ruhrverband Der Ruhrverband wurde 1913 gegründet und ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunter- nehmen mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Essen. Das Unternehmen stellt die Wasserversorgung von 4,6 Millionen Menschen und die Reinigung von Abwässern für 60 Städte und Gemeinden sicher. In dem knapp 4.478 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet kontrolliert und wartet das Unterneh- men über 300 Kilometer an Abwasserkanälen und Druckrohrleitungen. Zudem betreibt der Ruhrverband fünf Stauseen, acht Talsperren, 64 Kläranlagen, 558 Niederschlagswasserbehandlungsanlagen sowie 160 Pumpwerke. Mit seiner Arbeit leistet er einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz, denn die Ruhr ist heute im weltweiten Vergleich der Indus- trieregionen einer der saubersten Flüsse, in dem sich auch anspruchsvolle Fischarten wie die Forelle, die Äsche und sogar der Lachs heimisch fühlen. THINK RED 07.2020 | 41

ZU SCHADE FÜR DIE TONNE Weiterverarbeitung von Ausschuss. Der Industriezerkleinerer RedUnit von Vogelsang in der Brotindustrie. In so gut wie jedem Produktionsbereich gibt es Ausschuss. So auch bei der Produktion von Brot. In (Groß-)Bäckereien und Supermärkten fallen täglich viele Tonnen Brot an, die aus verschiedensten Gründen aussortiert werden müssen. Dieser Ausschuss enthält jedoch viele wertvolle Rohstoffe, die nicht in den Müll gehören. THINK RED 07.2020 | 43

Oben links: die RedUnit XRL186-520QD; ihre gehärteten Ripperrotoren zerkleinern auch Metallteile mühelos. Oben rechts: Brotlieferungen enthalten oft größere metallische Gegenstände, wie Messer, Teigschaber und ganze Backbleche, die für herkömmliche Maschinen ein Problem sind. Rohmaterialanlieferung im Trocknungswerk kein Problem für die gehärteten Ripperrotoren der RedUnit dar. Bei der richtigen Granulierung können diese Fremdkörper in einem nachfolgenden Schritt rückstandslos entfernt werden, so wie es geltende Fut- termittelvorschriften verlangen. Nach Installation der RedUnit in der Anlage des Kunden und individuellen, auf den Produktions- prozess abgestimmten Einstellungen verrichtet sie zuverlässig ihren Dienst und hilft dem Kunden, das Überkorn komplett zu eliminieren. Zudem zerkleinert sie das Material in die optimale Granulierung für die weiterführenden Prozesse. Es ist sogar möglich, den Durchsatz noch zu steigern. Nach ein paar Tagen im Testeinsatz war klar, dass die RedUnit die ideale Lösung für diese Applika- tion war und die Mietanlage abgebaut werden konnte. Diese wollte der Kunde jedoch keinen Tag mehr mis- sen und kaufte die verbaute RedUnit sofort. Auf dem Weg zur Industrie 4.0: intelligente Steuerungseinheit für die RedUnit Vogelsang hat die RedUnit mit einer intelligenten Steuerungseinheit ausgestattet. Damit kann das Komplettsystem nach dem Plug-and-Play- Prinzip problemlos und ohne großen Aufwand in jede Anlage integriert werden. Das vereinfacht die Inbetriebnahme vor Ort. Sobald der Nutzer die RedUnit an den Strom anschließt, kommuni- zieren die Module automatisch über das platt- formunabhängige Standardprotokoll OPC UA. Alle Komponenten und deren technische Werte sind auf einem Touchscreen einsehbar. THINK RED 07.2020 | 45

STIMMEN FÜR VOGELSANG. FRANK WADLINGER Im Rahmen unserer Bekennerkampagne stellen wir in dieser Ausgabe wieder einen zufriedenen Vogelsang-Kunden vor. Diesmal kommt unsere Kundenstimme aus Münster. „ WIR VON DER WESTFALEN GRUPPE HABEN UNS FÜR VOGELSANG ENTSCHIEDEN, weil wir so die Mobilität unserer Gäste bestmöglich gewährleisten können“ Frank Wadlinger, Betreiber einer Westfalen-Tankstelle in Münster-Amelsbüren, Deutschland U nser Betriebsgelände ist knapp 12.000 Qua- dratmeter groß und bietet unseren Kunden 20 Zapfsäulen, eine Wasserstofftankanlage, einen Shop mit Drive-in und eine LKW- Waschanlage. Darüber hinaus bieten wir eine PKW-Waschanlage und SB-Wasch- plätze sowie eine Ver- und Entsorgungsstation für Reisebusse und Campingfahrzeuge. Im Linienbetrieb und auf Tagesreisen sam- melt sich viel Abwasser in den Sammeltanks der Bordtoiletten an. Bei den eng getakteten Zeitplänen der Busfahrer müssen eine Entsorgung des Abwas- sers und die Versorgung mit Trinkwasser schnell, einfach und trotzdem fachgerecht erfolgen. Mit der RoadPump der Firma Vogelsang haben wir eine zuverlässige Lösung gefunden, die Aufenthalte der Busse auf ein Minimum zu beschränken. Das Handling für die Fahrer ist einfach und hygienisch, sodass die Anlage von unseren Kunden gut ange- nommen wird. THINK RED 07.2020 | 47

Oben: Rothenschirmbach aus der Vogelperspektive, hinten mit der neuen Produktionshalle Rechts: Der Anlagenbau in Rothenschirmbach ist auf Verteil- technik in der Gülleausbringung spezialisiert. Unten: der Bereich Ersatzteile in der neuen Produktionshalle (linke Hallenhälfte) THINK RED 07.2020 | 49

Auf einen Blick 1993: Gründung der Niederlassung Rothenschirmbach mit 4 Mitarbeitern 2010: Bau einer zweiten Produktionshalle (18 m x 40 m) 2013: Bau einer dritten Produktionshalle (18 m x 40 m) 2018: Planung und Neubau einer vierten Produktionshalle (40 m x 48 m) 2019: Planung und Neubau eines Sozial- gebäudes (12 m x 18 m) Mitarbeiterzahl 2020: 44 Sehen sie hier im Schnelldurchgang den Aufbau der Halle. Oben: Abteilung Anlagenbau Links, von links nach rechts: Abteilung Arbeitsvorbereitung und Produktion: Nico Hahn, Anke Eilert und Henry Ribbe sein Team soziale Projekte und Vereine, in denen auch Mitarbeiter tätig sind. Beispielsweise stiftete das Unternehmen der Feuerwehr Osterhausen eine trans- portable Pumpe VX136-210Q mit Getriebemotor und Schaltschrank. Darüber hinaus unterstützte die Nie- derlassung die Anschaffung von Sachbüchern für die Grundschule in Osterhausen sowie den Umbau der Feuerwehr in Rothenschirmbach. TEAMGEIST: GROSSGESCHRIEBEN Die Mitarbeiterzahl am Standort ist von drei Mitarbei- tern in den ersten Jahren auf mittlerweile über vierzig gewachsen. Allein im letzten Jahr sind sechs neue Ange- stellte dazukommen. 2019 erhielt die Niederlassung den „Unternehmensgeist-Preis“, unter anderem für seine Mitarbeiterbindung. „Unser ‚Stammpersonal‘ ist bei uns schon jahrelang beschäftigt. Dass sich die Mitarbeiter mit dem Unternehmen so verbunden fühlen, rührt sicherlich auch daher, dass wir sie von Beginn an aktiv in die Auf- gaben mit einbinden“, sagt Köhler und ergänzt: „Das gilt ebenso für unsere Azubis. Auch das Interesse der Mitar- beiter an der Arbeit und Technik sowie das Vertrauens- verhältnis untereinander tragen dazu bei.“ Die Hochphase der Corona-Krise meisterte das Team ebenfalls gemeinsam: Ein transparenter Maßnahmenplan half den Mitarbeitern, ein Hygie- nekonzept sowie den Sicherheitsabstand problemlos einzuhalten. Dank der räumlichen Erweiterungen konnten die Mitarbeiter der gewerblichen und kauf- männischen Abteilung alle zur gleichen Zeit vor Ort sein. Die Produktion hingegen arbeitete getrennt in Früh- und Spätschicht. „Termine und Lieferzeiten konnten wir dank des Engagements und der Flexibili- tät aller einhalten. Besonders aber freut es uns, dass wir Mitarbeiter weder in Kurzarbeit schicken noch entlas- sen mussten“, fasst Köhler die Situation zusammen. THINK RED 07.2020 | 51

Dietmar Köhler, geboren 1961, ist seit 2008 Niederlassungsleiter und Vertriebsingenieur bei Vogelsang Rothenschirmbach. Seit über 40 Jahren ist der studierte Diplomingenieur in verschiedenen Positionen im Abwasser- segment tätig und ist 2002 bei der ostdeutschen Niederlassung im Vertrieb eingestiegen. THINK RED 07.2020 | 53

Björn Freye Position: Teamleiter Systemintegration, Ausbilder Funktion: Support und Vernetzung von Arbeits- plätzen und Serverfarmen auf internationaler Ebene, Betreuung der Vogelsang- Mitarbeiter weltweit bei IT-Fragen, Sicherstellung der Systemsicherheit Team: 3 Mitarbeiter für den Bereich Systemintegration, 2 Auszubildende für den Bereich Fachinformatik für Systemintegration Bei Vogelsang tätig seit: 1. November 2005 Beruflicher Werdegang: Ausbildung zum Fach- informatiker für System- integration in einem inter- nationalen Konzern; Start bei Vogelsang als Netzwerk- administrator, Prüfung zum Ausbilder, heute im Einsatz als Teamleiter und Ausbilder voll und ganz an. Ausbildung wird bei Vogelsang groß- geschrieben – denn sie sichert den Nachwuchs. „Und es ist sehr schön, die Auszubildenden von Anfang an zu begleiten, Wissen zu vermitteln und sie zu verantwortli- chen und kompetenten Fachkräften von morgen heran- zuziehen. Gerade im IT-Bereich ist der Fachkräftemangel ein Problem, und diesem möchten wir von vornherein pro- aktiv entgegenwirken“, erklärt Freye seinen Einsatz als Ausbilder bei Vogelsang. Arbeiten mit hoher Eigenverantwortung! Vogelsang hat trotz seines schnellen und internationalen Wachstums seinen Charme als Familienunternehmen mit flachen Hierarchien beibehalten. „Das Vertrauen der Geschäftsführung in die Mitarbeiter und Führungskräfte ist sehr hoch. Das gibt mir die notwendige Freiheit! Wir haben Ziele – der Weg dorthin kann von uns gestaltet wer- den! Ich bin einfach gerne in der Firma, weil mir das Arbei- ten hier Spaß macht!“ IMPRESSUM Herausgeber: Vogelsang GmbH & Co. KG Holthöge 10 – 14 | 49632 Essen (Oldenburg) | Deutschland Telefon: +49 5434 83 - 0 | Fax: +49 5434 83 - 10 [email protected] | vogelsang.info Geschäftsführung: Harald Vogelsang, Hugo Vogelsang, David Guidez Redaktionsleitung: Marketing Vogelsang Konzept und Layout: Public Markenagentur Gesellschaft für marketingorientierte Kommunikation mbH [email protected], www.public-cologne.de Auflage: 12.000 Exemplare Erscheinungsweise: halbjährlich Alle Informationen und Beiträge sind nach bestem Wissen ausgewählt, jedoch ohne Gewähr. Anregungen, Wünsche und Beiträge nehmen wir jederzeit gern entgegen. Die Redaktion be- hält sich vor, diese gekürzt oder in veränderter Form zu veröffentlichen. Alle Rechte, insbeson- dere das Recht auf Vervielfältigung, Verbreitung und Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil der Zeitschrift darf in irgendeiner Form (Druck, Fotografie, Mikrofilm oder in einem anderen Ver- fahren) ohne schriftliche Genehmi gung von der Vogelsang GmbH & Co. KG reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. THINK RED 07.2020 | 55